… Wege zur
Franzensburg
Sie steht ja auf einer Insel, die Franzensburg. Rundherum
ist Wasser. Will man diese romantische (fast) Rittersburg besuchen oder, weit
besser, sogar besichtigen, dann muß man aber irgendwie auf diese Insel kommen.
Also von der (fast) Ostseite ist die Insel, nach einen etwas
längeren Spaziergang, via Gotische Brücke, Turnierplatz, dann über die
„Eiserne-“ und letztendlich die Stein-, oder Dreibogenbrücke zu erreichen. Auf dem
mittleren Bogen der Dreibogenbrücke, auf der der Franzensburg zugewendeten
Seite, ist der Namen des Bauherrn: FRANCISCUS.I. und auf der anderen Seite das
Jahr der Erbauung: MDCCCXXXII., also 1832 zu sehen.
Von der (fast) Westseite müßte man aber zur Burg
hinüberschwimmen. Jedenfalls in den eisfreien Monaten. Müßte man, muß aber
nicht, denn schon seit 1811 gibt es eine Fähre, die uns trockenen Fußes über
den Schloßteich zur Franzensburg, vorerst eigentlich zur Knappenburg, bringt.
Damals hat die Fähre ein wenig anders ausgesehen als heute und
der „Fährmann“ mußte sich körperlich ganz gehörig anstrengen, um seine
Passagiere rasch und sicher an’s andere Ufer zu bringen.
In den 20’er Jahren des 19. Jahrhunderts hat diese Fähre
wahrscheinlich sehr ähnlich ausgesehen, wie sie der Maler Eduard Gurk (* 17. November 1801 in
Wien; † 31. März 1841 in Jerusalem) auf einer wunderschönen Zeichnung
festgehalten hat. Leider konnte, vielmehr wollte ich die Rechte an diesem Bild
der doch erheblichen Kosten wegen nicht erwerben, aber auf der Heimseite der „Albertina“ in Wien“ könnt ihr, wenn ihr
wollt, diese Zeichnung besichtigen.
(Ein Tip: mit dem „X“ in der ‚Werkzeugleiste könnt ihr das
Bild vergrößern und ‚Esc‘ auf eurer Tastatur macht es wieder klein)
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Auf dem Bild von J.
u. E. Gurk, wenn ihr es denn auf der Heimseite der „Albertina“ angesehen
habt, sieht man ganz am linken Rand eine der beiden markanten Säulen, die auch
heute noch, in sehr ähnlicher Form, bei der Anlegestelle am Ufer des
„Festlandes“ vorhanden sind. Damals wie heute war an der rechten Säule eine
Glocke montiert mit der man dem Fährmann seinen Wunsch ankündigen konnte zur
Burg übersetzen zu wollen.
F.C. Weidmann
beschreibt das Prozedere im Jahr 1827 folgendermaßen:
„Dem angezeigten Fußpfade folgend,
gelangen wir nun an den großen, an 72000 q
Klafter haltenden Teich, welcher die Franzensburg umgibt, die aber noch nicht
vollendet ist. Hier ist die sogenannte Überfuhr. Eine Klingel am Ufer verkündet
die Anwesenheit der Fremden, und sogleich setzt sich das schöne Schiffchen,
durch eine Maschine in Seilen geleitet, in Bewegung, sie hinüber zu holen, nach
der Ritterburg.“
An der
grundsätzlichen Technik des Antriebs dieser Fähre hat sich seit Inbetriebnahme
im Jahre 1811 bis heute nicht viel geändert. Der Erfinder Franz Besetzny (*1781, †1857), er erfand u.a. eine „Dampfkanone“ (etwa so etwas wie ein Maschinengewehr)
die 250 Schuß in der Minute abfeuern konnte, erdachte auch die Antriebs-Konstruktion
für die Fähre in Laxenburg. Zwei fix verankerte Fahrseile, am Ufer und beim
Knappentor befestigt, halten das Schiffchen auf „Spur“, während ein Zugseil für
den Antrieb sorgt. Dieses Prinzip wird heute noch verwendet.
Man muß schon sehr gute Augen haben, um auf dem obigen Bild
den auf der Fähre stehenden, in schwarz gekleideten Mann in gebückter Haltung
zu erkennen. Das ist der „Fährmann“.
Mit erheblicher Muskelkraft dreht er eine Kurbel und treibt damit eine Rolle
an, über die in mehrfachen Schleifen das zwischen Festland und Knappenburg
gespannte Zugseil gewunden ist. Durch den dadurch erzeugten Reibungswiderstand
wird das „Schiffchen“ zwangsweise in Bewegung gesetzt und je nach Drehrichtung
zum Festland oder zur Burg hin bewegt. Man mag es nicht für möglich halten,
aber diesen „manuellen“ Antrieb habe ich noch selbst erlebt.
Die
schweißtreibende Arbeit der Fährleute gehört jedoch der Vergangenheit an. Um
das Gefährt in Bewegung zu setzen beschränkt sich die manuelle Tätigkeit des
Fährmannes bei dem 1964 neu gebauten Fährschiff auf das Betätigen eines
Schalters. Ein leise schnurrender Elektromotor sorgt dann für den Antrieb.
Diese Art der durch
Leinen „gebundenen“ Fähre nannte man damals, auf Plänen und Zeichnungen kann
man es nachlesen, „Fliegende Brücke“.
Sicher hat Eduard
Gurk sein Bild von Franzensburg und Fähre weit nach 1825 gemalt. 1825 wurde erst
mit dem ‚Vereinigungsbau‘ von Franzensburg und Knappenturm begonnen. Zuvor
standen Burg und Knappenturm, von einen Wasserarm getrennt, auf separierten
Inseln. Auf der Zeichnung von Gurk ist aber zu sehen, daß „Ritterburg“ und
„Knappenhaus“ bereits verbunden sind (die endgültige Fertigstellung erfolgte
erst 1835) und auf einer gemeinsamen Insel stehen.
Die Flächenangabe
die Herr Weidmann im Jahre 1827 für den Schloßteich behauptete darf anzweifelt
werden. Er schreibt ja: „… an den großen, an 72000 q
Klafter haltenden Teich, …“.
Ein Wiener Klafter
(das waren 6 Wiener Fuß á 31,6 cm) hatte eine Länge von etwa 1,8965 Meter.
Somit entsprach ein Quadratklafter der Fläche von etwa 3,597 m². Und 72000 q Klafter (Quadratklafter) wären dann
umgerechnet etwa 260.000 m² oder 26 Hektar. Selbst heute wird die Fläche des
Teiches mit lediglich 25 ha, also 250.000 m² angegeben.
1827 war der Teich
jedoch noch lange nicht bis zum östlichsten Teil, bis zum „Achauer-Spitz“,
ausgehoben. Zwar existierten dafür bereits Pläne, aber die Ausgrabung des
Teiches bis zu seiner heutigen Größe begannen erst 1838.
Ab dem späten
Herbst, den Winter über, bis in das Frühjahr hinein (etwa ab Allerheiligen bis
Ostern) wird der Fährbetrieb eingestellt und die Fähre auf ihren Winterplatz
gestellt.
An Stelle der Fähre
wird ein fester Steg montiert, der dafür sorgt, daß man auch bei fehlenden Eis
und Schnee sicher vom Festland zur Knappenburg und damit auch zur eigentlichen
Franzensburg gelangen kann. Zur Montage des Stegs wird das Wasser im Teiches zuerst
weitgehend abgelassen und danach bis zu einen verminderten Wasserstand wieder
‚aufgefüllt‘.
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