… ein Denkmal für’n Onkel Josef
Nicht nur Wiener werden dieses Denkmal von
Kaiser Josef II. wahrscheinlich schon einmal gesehen haben. Es steht – wo denn sonst
– am „Josefsplatz“ im ersten Wiener Gemeindebezirk bei der Hofburg. Im Rücken
des Kaisers befindet sich die Österreichische Nationalbibliothek und der
Kaiser, hoch zu Rosse, grüßt hinüber zum Palais Pallavicini.
Kaiser Josef II. war der erste Kaiser, dem in
Österreich ein Denkmal errichtet wurde, das auch öffentlich zugänglich war. Allerdings,
ein kaiserliches Denkmal gab es schon früher: Im Burggarten war ein Denkmal für
Kaiser Franz Stephan I. errichtet. Der Burggarten war aber damals nicht
öffentlich, sondern nur für die kaiserliche Familie zugänglich. Und ich nehme aber
einmal an, auch die Gäste der kaiserlichen Familie durften dort hinein.
Das Denkmal Josef II steht auf einem großen quadratischen
Sockel aus Granit, eingefaßt von sechzehn niedrigen Pollern die mit Eisenketten
verbunden sind. An den vier Eckpunkten erheben sich hohe Rundsäulen mit einer
Art Haube aus Bronze darauf. An den Rundsäulen sind jeweils vier mit Lorbeerkränzen umgebene Medaillons
befestigt. Über drei Stufen erhebt sich dann ein mächtiges Podest und darauf,
auf stolzem Roß, die Hand zum Gruß erhoben, der Kaiser.
An den Längsseiten des Podestes sind Reliefs
eingelassen wovon das Rechte den Kaiser als Förderer des Handels darstellt. Das
an der linken Seite befindliche Relief soll den Herrscher als Förderer des
Ackerbaus erschließen. Handel und Ackerbau scheint also auch damals wichtig
gewesen zu sein.
An der Vorderseite des
Podests ist eine Tafel angebracht auf der zu lesen steht wer denn das dort oben
eigentlich ist:
Auf deutsch: Kaiser
Joseph II., der für das Allgemeinwohl lebte, nicht lange, aber ganz.
Auch an der Rückseite
ist eine Tafel zu sehen auf der sozusagen der „Spender“ des Denkmals genannt
ist:
Ergänzung: ROM[anorum];
AVST[riae]
Also: Franz, Römischer
und Österreichischer Kaiser, vom Bruder (her) Neffe, (seinem) zweiten Vater
gewidmet. 1806
Die Denkmalenthüllung am
Josephsplatz erfolgte erst im November 1807. 1806 war Franz als Kaiser Franz
II. auch (noch) Kaiser des ‚Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation‘, danach
ja „nur mehr“ Kaiser Franz I. von Österreich.
In Auftrag gegeben wurde dieses Reiterstandbild
– zu Ehren und in Gedenken an seinen Onkel, den verstorbenen Kaisers Joseph II.
– von Kaiser Franz II. (I.) Der damals sehr bekannte Bildhauer Franz Anton
Zauner (*1746 in Tirol, †1822 in Wien) sollte es anfertigen. Und der Herr Zauner hat sich die Statue des Marc
Aurel zum Vorbild genommen. Und darum sitzt der arme Kaiser Franz in keinem
vornehmen Sattel, sondern auf einer einfachen Pferdedecke und auch auf herrschaftliche
Steigbügel mußte er verzichten. Aber dafür ist Kaiser Franz I. deutlich ‚fescher‘
gekleidet als der arme Marc Aurel.
Täusch‘ ich mich? Irgendwie hör‘ ich euch, liebe
Leser, ringsum rumoren …. „Gut und schön, aber was hat das alles mit Laxenburg
zu tun?“
Gemach! Liebe Leute. Ich bin ja schon dabei
es zu erklären ….
Vor Jahren, na ja, weit mehr als einem
Jahrzehnt, hab‘ ich die ‚Reisebeschreibung‘ von Franz de Paula Gaheis „Wanderungen und Spazierfahrten in die
Gegenden um Wien“ gelesen, vom Autor 1801 geschrieben, wo er ein
umfangreiches Kapitel dem Schloßpark Laxenburg gewidmet hat.
Und dort hat Herr Gaheis geschrieben:
„… Der hereinbrechende Abend erinnerte uns nun an die
Rückkehr aus dem äußersten Ende des Parkes. Schon nahe an dem Schloßgebäude
wandete sich unser freundschaftliche, biedere Führer auf denjenigen Platze,
welcher einst der Lieblingsspaziergang Marien Theresiens war. Wir segneten ihr
Andenken, und gingen noch weiter vorwärts, das Theater vorbey, rechts in eine
mit Spalieren eingefaßte und mit mehreren Springbrunnen versehene
Gartenabtheilung, welche von den meisten Spazierenden unbesucht bleibt, weil
der Weg dahin von den übrigen Parthien mehr abgelegen ist.
Hier ruht auf einem Rasenhügel von einem marmornen
Piedestal getragen, Joseph ll.
zu Pferde. Eine herrliche Arbeit aus gelben Metall, und von unserem berühmten
Zauner gefertigt! Rechts am Fußgestelle ist in halberhobener Arbeit der
Ackerbau, die Viehzucht und die Gesetzgebung, links Industrie und Handlung
personificirt dargestellt. Die Arbeit trägt das Gepräge griechischer
Vollendung. Wir schenkten ihr einhellig unsere Bewunderung. Aber mit Rührung
lasen wir folgende wzey Inschriften:
D.
Josepho ll. Rom. Imp.
Principi. In suorum. Animis. Immortali.
Ex. fratre. Nepos. Alteri. Parenti.
Posuit. …”
Die Übersetzung nach Herrn Gaheis lautet:
„Joseph dem Zweiten, römischer Kaiser, dem in
den Herzen der Seinigen unvergeßlichen Fürsten, setzte dies Denkmal sein Neffe
Franz ll. römischer Kaiser, als seinem zweyten Vater.“
Na ja, seit 1801 sind ein paar Jährchen
vergangen. Wo also ist dieser „Platze,
welcher einst der Lieblingsspaziergang Marien Theresiens war“? Und vor
allem: Wo soll dieses rießige Denkmal gestanden haben und wie ist es nach Wien
gekommen? „Das Theater vorbey, rechts in
eine mit Spalieren eingefaßte und mit mehreren Springbrunnen versehene
Gartenabtheilung…“ Dort ist nix, außer Botanik!
Ich weiß nicht mehr genau wo ich das gelesen
haben (ich meine es war bei F.C. Weidmann?), aber irgendwann hab‘ ich es mitgekriegt:
Das was hier in Laxenburg gestanden hat war das Modell des Denkmals Josef II. Dieses
Modell wurde 1796 angefertigt und ‚im Gärtchen Ihrer Majestät‘ aufgestellt. 1808 wurde es dann vom Schloßpark Laxenburg nach
Schönbrunn übersiedelt. Neben dem „Sonnenuhrhaus“, auf einer kleinen Lichtung,
hat es einen neuen Standplatz gefunden.
Modell Denkmal Joseph II, Schönbrunn |
Modell und Original unterscheiden sich, außer
natürlich in der Größe, nur unwesentlich. Der mächtige Sockelunterbau des
Modells, der es ein wenig unproportioniert erscheinen läßt, ist beim Original natürlich
nicht vorhanden. Andererseits fehlen beim Modell die kleinen, mit Ketten
verbundenen „Poller“ zwischen den Eckpfeilern. Die Inschriften an Stirn- und
Rückseite weichen textlich ebenfalls ein wenig ab und die beiden Reliefs an den
Seiten des Denkmals unterscheiden sich in winzigen Details. Abgesehen vom
Faltenwurf der Kleider, Details an den Gebäuden etc., hat man im Original
sowohl dem spärlich bekleideten Hermes, als auch dem geflügelten Genius – weil
offensichtlich für notwendig befunden – jeweils ein „Feigenblatt“ an der
relevanten Stelle verpaßt.
Relief 'Handel', im Modell |
Relief 'Handel', im Original |
Zum Glück gibt es Pläne aus dieser Zeit. Einer davon liegt ganz
zeitnah zu der Schilderung von Herrn Gaheis: Plan von ‚Czollitz‘, 1803. Der
andere, ein wenig später gezeichnet von ‚Viebeck‘, 1813. Auf beiden ist der
Standort des Modells des Denkmals für Joseph II. deutlich zu erkennen. Nicht
täuschen lassen, die Pläne sind bezüglich der ‚Himmelsrichtung‘ unterschiedlich
gezeichnet. Im Bild von „Google Earth“ stimmt ‚Norden‘ aber zuverlässig.
Plan Czollitz, 1803 |
Plan Viebeck, 1813 |
Denkmal Josepf II, Wien Josefsplatz |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen