Samstag, 7. Mai 2016

Die Meierei im Schloßpark Laxenburg


… die alte Meierei



Taubenschlag im Schloßpark Laxenburg

 

Dieses eigenartige, heute eher ungewohnte „Ding“, das man bei der Wanderung zur „Alten Meierei“ in der Ferne, ziemlich am Ende einer großen Wiese auftauchen sieht, ist der „Taubenschlag“, der rudimentäre Rest der von der ehemals berühmten und durchaus beliebten „Meierei“ im Schloßpark Laxenburg verblieben ist.
 
„Meierei“. O.k. Aber was ist eigentlich eine Meierei? Heute ist dieser Begriff doch wirklich nicht mehr „üblich“. Mein‘ ich halt einmal. Der ‚Duden‘ meint dazu: Meierei = von einem ‚Meier‘ verwaltetes Gut. Jetzt weiß ich’s aber. Und ein ‚Meier‘ ist … ? Laut Duden der Verwalter eines Fronhofs. Und was bitte ist jetzt ein Fronhof?
 
Ich hab‘ mich nach langer Diskussion (und zusätzlicher Befragung von Wikipedia) mit mir geeinigt: Eine „Meierei“ ist ein landwirtschaftlicher Betrieb. Ein Bauernhof könnte man sagen. Und der Meier (aus dem lateinischen: ‚major‘ - Majordomus) war quasi der Verwalter eines adeligen Gutsherrn. Wie damals der ‚Meier‘ mit Namen geheißen hat weiß ich nicht, der adelige Gutsherr war jedenfalls Kaiser Franz II.
 
Aber gewohnt hat er nobel, der Herr Meier. Wie berichtet hat er die Wohnstube in der unteren Etage des mächtigen, im gotischen Stil erbauten „Herrenhaus“ bewohnt. Die obere, aus drei Räumen bestehende Etage war für die hohen und höchsten Herrschaften eingerichtet. Die untenstehende Zeichnung vermittelt einen Eindruck wie dieses Herrenhaus ausgesehen hat. Links unterhalb des Bildes hat der Zeichner den Vermerk angebracht: „Nach der Natur gezeichnet“, und dem Werk hat er den Namen: „Ansicht des Schweizerhauses im K.K. Lustschloß zu Laxenburg“ gegeben. (Mit dem „Schweizerhaus“ im Wiener Prater, berühmt für seine ‚Stelzen‘ und das ‚süffige‘ Bier, hat das aber nichts zu tun J .)




"Meierei" um 1830; photographiert aus: „Laxenburg in alten Ansichten“, Ing. Herbert Miller & Dr. Elisabeth Springer; Foto H. Suck
 
Der im Bild dargestellte Bach, fließt heute noch an gleicher Stelle. Er ist (natürlich hätte ich fast gesagt) künstlich angelegt und „entspringt“ unweit der „Bootsvermietung“ (Stapelplatz hat man das dazumal genannt) durch einen „Überlauf“ aus dem Schloßteich. Die „Brücke“ sieht ein wenig anders aus, aber eine solche ermöglicht es auch heute den Bach zu überqueren. Noch heute, am 8. Mai 2016 (wo ich diese Zeilen schreibe) hat die Brücke, eigentlich ein „Steg“, kein Geländer. Aber die kaum mehr als ein Jahrzehnt dauernde ‚geländerlose‘ Zeit dürfte nun zu Ende gehen. Seit zwei, mag sein drei Wochen sind zumindest die „Fundamente“ für ein zu entstehendes Geländer betoniert.

 

 


Alle in der Zeichnung dargestellten Gebäude sind verschwunden. Lediglich der „Taubenschlag“, man sieht seine drei ‚Türmchen‘ etwas links neben den die Brücke querenden Heuwagen, ist (zum großen Teil) heute noch erhalten.
 
Erbaut wurde die „Meierei“ unter Kaiser Franz II./I. um die Jahrhundertwende (1798 - 1804). Ein wenig abseits, auf einen künstlich angelegten Hügel, in dem auch der Keller des Gebäudes untergebracht ist, stand das „Herrenhaus“. Einige Ställe, ein Wirtschaftsgebäude und natürlich der Taubenschlag, bildeten das Zentrum der Anlage.
 
Wie alle Staffagebauten im Schloßpark war auch die Meierei lediglich ein Schauobjekt und keinesfalls als Wirtschaftshof zur Versorgung der hohen Herrschaften gedacht. Dennoch wurden hier Tiere gehalten und versorgt. Das Vieh mußte natürlich gemolken, gefüttert, versorgt werden und man kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, daß auch Molkereiprodukte erzeugt wurden.
 
Reichlich Vieh und anderes ‚Getier‘ hat sich auf diesen kleinen ländlichen Betrieb herumgetrieben. Géza Hajós zitiert in der sowohl beim Parkeingang, als auch im Museumsshop in der Franzensburg erhältlichen Broschüre: „Der Schloßpark Laxenburg, ein Wegweiser durch Geschichte und Gegenwart“ den Tierbestand aus einer Beschreibung von 1823:
 
„Ein Stier, sieben Kühe, vier einjährige Zuchtkälber, 51 arabische Ziegen, ein Storch (!), acht Pfauen, zehn „Bisamenten“, zehn Perlhühner, fünf Puten („Indiane“), vier Gänse, vier einheimische Enten, 42 „welsche Hühner“ und 50 Tauben.“
 
Für Besucher des Parks diente die Meierei lange Zeit als Raststation. Hier konnten sie nach anstrengender Wanderung ausruhen und sich laben. F.C. Weidmann schrieb dazu 1827:  „ ... Hier in der Meierey kann man auch das Vesperbrot bestellen, wenn man des Nachmittags kommt, und wird auf das beste bedient. …“
 
Aber auch die kaiserliche Familie soll dort gelegentlich eingekehrt sein. Natürlich standen für die hohen Herrschaften eigene Kaffeekannen und -Tassen, sowie Tisch- und „Mundtücher“ (Servietten, aus Damast natürlich) bereit.
 
In dem heute dicht bewachsenen Hügel, auf dem einst das Herrenhaus gestanden hat, befand sich auch der Keller des Hauses. Dieser soll in den letzten (inzwischen auch schon vielen) Jahren saniert und wieder abgedeckt worden sein. Ob hier vielleicht, in wer weiß wieviel Jahren (Jahrzehnten), eine neue Meierei entsteht? Oder auch ein Streichelzoo? Das „Herrenhaus“ der ehemaligen Meierei war jedenfalls kein einfaches Bauerhaus wie die ausführliche Beschreibung von Franz Carl Weidmann beweist:

 

Meierhof in Laxenburg, Zeichnung; Kultur und Museumsverein Laxenburg; Foto H.Suck
 

„... im altschweizerischen Style erbaut. Die Wirthschaftsgebäude umgeben das Wohnhaus. Im Erdgeschoße des letzteren ist die Meierwohnung; im oberen Stockwerke befinden sich ein Herrenzimmer, ein Saal mit Kabineten rechts und links. Auch hier ist, wie in der Franzensburg, alles im Style des Mittelalters decoriert. Die Baisserie der Thüren und der prächtige Holzplafond sind aus dem Schlosse Mühlgrub hierher gebracht, und datiren aus dem XVI. Jahrhunderte. In Mitte des Saales steht ein Tisch mit einem Aufsatz-Kästchen, aus dem Schlosse Ambras; das Kästchen enthält 210 Abtheilungen. Unter dem Tische ist die Heizung. In diesem Kabinete steht auch ein drei hundert Jahre alter Kasten. In dem anderen Kabinete wollen wir zuvörderst die Fenster betrachten. Es zeigt sich in jedem derselben das Wapen des Kaisers, und ringsherum, in Medaillons, Portaite der Habsburger: ...“
 
Es folgt eine bis ins Detail gehende Beschreibung aller fünf Glasfenster, mit der ich hier aber nicht langweilen möchte. Weidmann setzt dann fort:
 
„... Diese Bilderchronik des regierenden Hauses ist höchst anziehend, und auch in der Ausführung gelungen. Die Zeichnung ist trefflich. Außerdem befinden sich in diesem Kabinete noch drei interessante, große, auf Leder gemalte Darstellungen der Schlacht von Pavia, des Einzugs Carls V. in Bologna, und der Schlacht auf der Lohauerheide bei Wittenberg. Die Gemälde entstammen dem XVI. Jahrhunderte, und wurden von dem damaligen Landmarschall Joseph Grafen von Dietrichstein nach Lachsenburg geschenkt. An Plafond und Wänden des zweiten Kabinets erblickt man allegorische Darstellungen der Monate und Jahreszeiten. Sie datiren aus dem XVII. Jahrhunderte, und kamen aus dem Stifte Kremsmünster hierher. Ferner ist noch in den Kabineten merkwürdig ein 400 Jahre alter Kasten aus dem Salzkammergut Gmunden; ein Tisch mit eingelegten Zierathen, und zwei Standleuchtern aus Heiligenkreuz; die schönen, altdeutschen Stühle, der Plafond aus dem Schlosse Greilenstein u.s.w. Die Wirthschaftsgebäude, welche die Meierei umgeben, sind groß und schön. In der Mitte des freien Raumes erhebt sich der Taubenschlag. Rechts und links stehen die Kuhställe.“
 
Das Herrenhaus, selbst die Räume für das Herrscherhaus in der obere Etage, konnte mit einem Führer besichtigt werden.
 
Mit der Zeit wurde auch Alkohol in der Meierei ausgeschenkt und schließlich wurde verfügt, daß ab 1843 dort nur mehr die Hofleute und ausschließlich Kaffee und Milch trinken durften. Gehalten hat sich der Wirt natürlich nicht an diese Anordnung, was letztendlich dazu führte, daß 1852 ein neuer Kaffeeschank beim großen Wasserfall (in der Nähe vom Turnierplatz) errichtet wurde.
 
In der Chronik (1897 – 1949) der Freiwilligen Feuerwehr Laxenburg kann man für das Jahr 1945 lesen: „Das Uhlefelderhaus brannte am 6. Juni um 9 Uhr vollständig aus, die Meierei im Park gleichfalls im Juni 1945.“ Ein weiterer Eintrag, die Meierei betreffend, findet sich im Jahr 1966 (Chronik 1950 – 1979): „Um 16.45 wurde die Feuerwehr zu einem Brandeinsatz im Schloßpark Laxenburg gerufen. Brandobjekt war der historische Taubenkobel, der letzte Teil der ehemaligen Meierei.“
 
Leider weiß ich nicht, wann die untenstehende Postkarte entstanden ist. Ein Datum war leider nicht verfügbar.
 
Die Ansicht zeigt zwei Wirtschaftsgebäude und den Taubenschlag. Zwischen den drei Steinsäulen des Taubenschlags ist noch die Hundehütte erkennbar, die dem Brand im Jahre 1966 zum Opfer gefallen ist.

 

"Meierei"; Postkarte

 
Meierei um 1810; photographiert aus Géza Hajós: „Der malerische Landschaftspark in Laxenburg bei Wien“; Foto H.Suck
 
… und so kommt man dort hin …

 




 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen