Tempel der Eintracht
Templum Concordiae,
das steht als Name auf dem Fries des auf acht korinthischen Säulen ruhenden
Rundtempels den Kaiser Franz II./I., zur Zeit der Erbauung und Einweihung
eigentlich Kaiser Franz II., in seinem Schloßpark Laxenburg errichten ließ.
Concordia, so wird die Göttin der Eintracht in der römischen Mythologie bezeichnet.
Und als Symbol der Eintracht seiner Völker wollte der Kaiser dieses Bauwerk
auch verstanden wissen. Wie die Geschichte bewiesen hat, ist diese Eintracht
allerdings nur ein frommer Wunsch geblieben.
1795 hat ihn Kaiser
Franz II auch selbst feierlich eingeweiht. Der Concordiatempel steht auf einem
aus drei Stufen bestehenden Podest. Er ist ein offener Rundbau, der keinen
geschlossenen Innenraum umgibt und sowas nennt die Architektur gewöhnlich einen
Monopteros. Seine acht Säulen tragen eine mit Kupfer gedeckte und innen reichverzierte
Kuppel. Der Fries am Rande der Kuppel trägt in jeder der vier Himmelsrichtungen
eine Inschrift. Zum einen den Namen des
Gebäudes: "Templum Concordiae“. Dann die Initialen des Bauherrn, also „F.II.“
(für Kaiser Franz II./I.) und „M.T.“ (für Maria Therese, die (zweite) Gattin
des Kaisers). Und letztendlich hat sich auch der Architekt verewigt: Die
Buchstaben des Erbauungsjahres „MDCCLXXXXV“ (1795) hat er in einer verzierten
Rosette in Stein gehauen, und die Buchstaben "C.G.A.M." die Initialen seines
Namens: Cavaliere Guiseppe Alessandro Moretti.
Tempelname, Monarchen, Erbauungsjahr Concordiatempel (Franz K. Prancz ) |
Das Inneren der
Kuppel ist mit einer reich gegliederten Stukkatur Arbeit versehen, die der
Bildhauer M. Köhler gefertigt hat.
Innenansicht der Kuppel |
Die „Bauleitung“,
Hofgärtner Mayer, war offensichtlich mit dem vom Architekten Moretti
geforderten Preis nicht so richtig einverstanden.
In einem Dokument
im Haus- Hof und Staatsarchiv kann man nachlesen:
„Euer Majestät haben mir des
Cavaliere Allesandro Moretti Plan zu einem in Lachsenburg um die Summe von
12000 fl. (Gulden)
zu erbauenden Tempel zuzustellen geruhet. Obschon diesem Plane kein
oedentlicher Uiberschlag beilieget und sich also die Verhältnißmässigkeit der
angetragenen Beköstigung nicht genau beurtheilen läßt, so scheint doch
überhaupt die Summe von 12000 fl. überspannt und mehr ein Pauschalquantum, als
ein berechneter Beköstigungs-Beitrag zu seyn.
Ich halte es daher für meine
Pflicht, mich allerunterthänigst anzufragen, ob Euer Majestät den gedachten
Betrag dem Moretti schon gänzlich zu bewilligen und zuzusagen geruhten oder ob
ich von demselben einen genaueren Uiberschlag abfordern und darüber die weitere
Behandlung mit ihm vornehmen soll?
Da übrigens ein Dritteil der
Beköstigungs-Summe, nach des Moretti Erklärung, im Voraus bezahlt werden soll,
so dürfte es allerdings nöthig seyn, denselben zur Stellung einer hinlänglichen
diesfälligen Bürgschaft zu verhalten, welches ich zu thun nach Erhaltung der
allerhöchsten Genehmigung nicht außer Acht lassen werde. Mayer.“
Kurz und bündig
antwortete seine Majestät:
„Wegen Erbauung dieses Tempels
haben Sie einen genauen Uiberschlag von dem Moretti abzufordern, mit ihm
hierüber in weitere Behandlung zu tretten und einen ordentlichen Kontrackt
anzustoßen: Mir aber noch vorher die dießfällige Anzeige zu machen. Franz.“
(HHStA, GDPFF, Ältere Reihe, Fasz. Blau 4, Konvolut
Laxenburg – Vösendorf; 30. April 1795, fol 7)
Nicht allen damaligen Zeitgenossen hat dieser Bau
uneingeschränkt gefallen. So schreibt zum Beispiel Franz de Paula Gaheis 1801
über den Tempel der Eintracht, wobei ihm allerdings zwei kleine Fehler
unterlaufen sind, folgendes:
„Je mehr man
sich demselben nähert, desto mehr entwickelt sich sein prächtiger Styl. Acht
corinthische auf drey Stufen erhobene Säulen tragen eine Kuppel, welche mit
herrlicher Stukaturarbeit geschmackvoll ausgearbeitet ist. Das Architav schien
uns beym ersten Anblick zu prächtig. Allein die Vorstellung, daß die Eintracht
die Mutter des Überflusses und der Pracht ist, rechtfertigt den Architecten bis
zur Verwunderung. Wenn der Künstler nicht etwa auf künftige Wirkung der noch
jungen Baumpflanzug umher schon jetzt gerechnet hat, so laßt sich das Freye
dieses Tempels in Absicht auf Licht und Sonne nicht entschuldigen. Auch schien
uns der obere Umfang der Säulen im Verhältnis zu ihrem größten Duchmesser etwas
zu groß zu seyn. Doch das sind Kleinigkeiten. Im Ganzen ist es ein Prachtstück
der Architectur, nicht zu schwer für einen Lustpark, angemessen der Gottheit,
welcher es geweiht ist, und der Erhabenheit des diese Gottheit verehrenden
Monarchen Franz 1., welcher mit eigener höchster Hand den Grundstein
dazu legte. Die Inschrift auf der Vorderseite lautet: Templum Concordiae. Zu beyden Seiten sind durch die
Buchstaben F.II
und M.T. die Nahmen Ihrer kaiserlichen
Majestäten, und auf der Rückseite durch: MDCCLXXXV. C.C.M.
das Jahr der Errichtung (1785) (1) und der Name
des Architecten: C.C. Muretti (2) bezeichnet. Die zierliche
Stukaturarbeit ist von M. Köhler.
(1)
Das ist ein Fehler. Die Jahreszahl lautet richtig MDCCLXXXXV entspricht
also 1795.
(2)
Auch das ist falsch. Richtig lauten die Buchstaben C.G.A.M.
Uneingeschränkt zufrieden mit der Gesamterscheinung des
Bauwerks war Franz de Paula Gaheis offensichtlich nicht.
Weit bemerkenswerter ist aber, daß die „technische Abnahme“
noch im Erbauungsjahr 1795 zur Bauausführung eine Reihe von Fehlern und Mängel zu
bekritteln hatte. Herr Ferdinand von Hohenberg, k.k. Hofarchitekt und Direktor
der Baukunst an der k.k. Akademie bildender Künste, und Herr Andreas Fischer,
k.k. Ober Baudirektions Oberarchitekt und Professor der Baukunst beschrieben es
folgend:
„Vermöge des hierüber bestehenden
Kontrackts solle dieser Tempel nach seiner Vollendung untersuchet und erhoben
werden, ob alles nach den eingegangenen Verbindungen entsprechend hergestellt
sey und da die Unterzeichneten von einer Wohl Lobl. k.k. Familienherrschaften
Direction hiezu verordnet und bestimmt wurden, so haben sie sowohl die
eingelegten Pläne als den darauf sich gründenden Kontrackt mit den herstellten
Tempel Bau selbst verglichen, letzteren in ganzen und seinen Theilen
ausgemessen und folgendes zu bemerken gefunden:
ad
1mum Stimmen die beyden
eingelegten Pläne unter sich nicht überein, denn jener von der Facciade oder
des Haupt-Risses ist nach seinen Durchmesser um 5 Schuh und in seinen Umfang um
15 Schuh größer als der Grundriß, keiner von beyden aber hat das Maß, welches
in den darauf sich fründenden Kontrackt bedungen ist. Jener Durchmesser, welche
die Säulen und mithin die Massa des Tempels, die dem Auge begegnet,
einschlüsset, ist in dem Contrackt auf 25 Schuh festgesetzt, mithin würde sein
Umkreis nach dem physischen Masse ungefähr 75 Schuh betragen. Der Durchmesser
des Aufrisses von der Facciade ist 28 und der Umkreis davon 84 Schuh. Jener des
Tempels selbst aber nur 23 und sein Umkreis 69 Schuh, mithin ist der wirklich
gebaute Tempel in Durchmesser gegen den Kontrakt um 2 und im Umfang um 6 Schuh
kleiner, bey dem Aufriß aber die Breite um 5 und der Umkreis um 15 Schuh gegen
diesen unterschieden.
2do Sind die korinthischen Säulen um 2 Schuh
niederer als im Riß und als sie von denen Antiquen festgesetzet durch länger
als 2000 Jahre von allen Künstlern als die unverbesserlichste Proportion
gehalten wurde, hiedurch ist also auch der Tempel um vieles niederer als im
Contrackte versprochen worden, welches vermuthlich daher rühren mag, daß weil
dem Tempel etwas in der Breite abgebrochen wurde, die Höhe noch mehr gegen die
Proportion ausgefallen wäre, die itzt noch zu dieser Breite aufs höchste ist.
3tio Ist das Kupferdach von gar übler
Beschaffenheit, die Blech-Tafeln sind von der geringsten Gattung und überdieß
allenthalben mit Zwickeln oder kleinen dreyekichsten Stücken ausgeflüket,
welches um so leichter hätte gut und dauerhafter hergestellet werden können als
in Uiberschlag zu sehen ist, daß dafür 1800 fl. angesetzet sind und diese Art
Eindeckung fünf, aufs allerhöchste 600 fl. gekostet haben kann.
4to Ist in den Contract, daß die 3 Stuffen
nebst dem Postamenten der Säulen, dann die Säulen selbst mit ihren Architraven
und Kapitälen, Verzierungen und Schutzwerk, endlich Zocel und die 3 Gesimse, welche
die Kuppel tragen, von weißen harten Stein aus Hungarn bestimmt. Ohne den 3
Stufen der Säulen Zokeln und ihren Schaftgesimsen findet sich überall oben
beschriebene Arbeit den Contract entgegen von weichen margareter Sandstein.
5to Was endlich die Solidität oder Haltbarkeit
des Gebäudes betrift, so kann diese derzeit bis auf künftiges Frühjahr mit
Grunde nicht wohl beurtheilet werden, nur ist zu besorgen, daß die ungewöhnlich
überhäuften Verzierungen, die sonst nur im Inneren der Gebäude und das noch
viel sparsamer angewendet werden, hier der freyen Witterung so sehr
ausgesetzet, von dem so geringen und sich leicht auflösenden marben Sandsteine,
beständige Reparationen erscheinen werden.
Wien,
den 23. November 1795 Ferd. V. Hochenberg
kk . Andreas Fischer kk.
(HHStA, GDPFF, Ältere reihe, Fasz. Blau 4, Konvolut
Laxenburg – Vösendorf, fol. 12 f)
Zur Reparatur am Sockel, die im Juni 1798 erfolgte, ist
ebenfalls im HHStA nachzulesen: „Zu Verfertigung und
Zusammenziehung deren Staffeln bei dem Tempel wurden 70 Stück breite, flache
Klampfen im Gewichte 80 Pfund und in die Kuppel 1 großer, starker Lusterhaken
mit einer langen Holzschrauben gemacht …“
(HHStA, HBA., Bd. 137, 43/66)
(HHStA, HBA., Bd. 137, 43/66)
Diese „Klampfen“
sind heute noch sichtbar.
Und dort kann man
ihn bewundern, den Tempel der Eintracht.
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