… Rom. So sagt man. Aber viele Wege führen,
oder führten auch nach Laxenburg.
Heute ist es nicht
anders als damals: Wer Laxenburg besuchen möchte und nicht (so wie ich) das
Privileg hat in dieser wunderschönen Marktgemeinde beheimatet zu sein, der muß
sich gewöhnlich zuerst auf eine Reise begeben. Nicht weit entfernt wohnende
Besucher könnten Laxenburg durchaus mit eigener Muskelkraft erreichen. Per
Pedes, stolz zu Pferde (ihr glaubt gar nicht wie viele Muskel beim Reiten beansprucht
werden), auch mit dem Fahrrad, ja, sogar mit Rollschuhen oder Skatern.
Ein klein wenig bequemer ist es freilich verfügbare öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Laxenburg ist,
zumindest theoretisch, mit der Eisenbahn zu erreichen. Die kleine Marktgemeinde
Laxenburg hat tatsächlich eine eigene, na ja, sie teilt sich sozusagen eine, wenn
auch ein wenig ramponierte und etwas abseits gelegene Bahnstation mit der
Nachbargemeinde Biedermannsdorf.
Es ist ein Bahnhof der Aspangbahn und der heißt „Laxenburg –
Biedermannsdorf“.
Dieses hochmoderne, vollelektronisch - computergesteuerte „Stellwerk“
sorgt bei Autofahrern und Busbenutzern (weniger bei Fußgängern und Radfahrern) für
so manch‘ geruhsame Pause beim Bahnschranken in der Wienerstraße.
Allerdings fährt die Bahn nur an Werktagen. Mit Ausnahme von Samstag
(und natürlich auch Sonntag). Somit fällt die Bahn für einen Wochenendausflug
nach Laxenburg schon einmal aus.
Habt ihr eigentlich gewußt, daß die Aspangbahn ursprünglich als
Wien-Saloniki-Bahn geplant war? Bis Saloniki (heute Thessaloniki in
Griechenland) sollte sie fahren. Im Bahnhofsgebäude in Laxenburg ist noch ein
Kilometerstein mit der Bezeichnung WSB 1881 -1981 angebracht. Guck doch mal J). Das WSB steht für Wien-Saloniki-Bahn. Immerhin bis Aspang hat man die
Bahn damals fertiggestellt. Deshalb heißt sie heute auch Aspangbahn.
Realistisch gesehen bleibt als „Öffi“ lediglich der Bus um nach
Laxenburg zu gelangen. Von Wien aus fährt, auch an Sonntagen, ein Post-Autobus ab Südtirolerplatz
im Stundentakt. Glaub‘ ich zumindest. Jedenfalls nach Fahrplan. Eine Bahnfahrt
nach Mödling, und von dort per Bus nach Laxenburg, wäre natürlich eine
Alternative.
Allerdings, bleiben wir realistisch, wird von diesen
Möglichkeiten ohnedies kaum Gebrauch gemacht. Besucher aus näherer und weiterer Umgebung benutzen zumeist das
Automobil, um nach Laxenburg zu gelangen. Aus allen Himmelsrichtungen kommend,
landen viele irgendwann auf der „Südautobahn“, also auf der A2. Sie fahren bei
der Ausfahrt Wiener Neudorf (Laxenburg) ab, und gelangen von dort, über die B11
und via L154, direkt in den „Goldenen Markt“ Laxenburg. Vorausgesetzt die
Asfinag hat den Weg nicht mit Baustellen gepflastert, und wenn sich auch
verkehrsbedingter Stau in Grenzen hält, so könnten Besucher aus Wien von der
Stadtgrenze aus in längstens 30 Minuten ihr Vehikel auf einem der derzeit
vorhandenen drei Parkplätze bei den jeweiligen Eingängen zum Schloßpark
(Haupteingang in der verlängerten Hofstraße, Eingang beim Reitstall und Eingang
beim Restaurant Flieger und Flieger) abstellen, um von dort alleine, oder mit
Familie samt Kind und Kegel einen mehr oder weniger ausgedehnten Streifzug
durch den Ort, oder den wunderschönen Schloßpark zu unternehmen.
Viel Zeit für
tiefsinnige Überlegungen und Gedanken bleibt heute bei einer Autofahrt nicht
mehr. Zumindest nicht für den Fahrer. Wer viel Geld hat, und dazu auch
reichlich Zeit, könnte natürlich, wie es „seinerzeit“ vermögende Herrschaften gemacht
haben, eine Kutsche mieten. Eine „Reisebeschreibung“ aus der Zeit um die
Jahrhundertwende (18. zum 19. Jahrhundert) möchte ich euch nicht vorenthalten.
Ein wenig soll sie zur Illustration dienen mit welch‘ Ruhe und Gelassenheit man
einst gereist ist:
(Den 8. Sept.
1800, und im Jul. 1802, durchgesehen im Jun. 1808)
Gleich außer
der Favoriten-Linie nahm uns eine bey 3 Stunden lange, aus schönen Rusten und
Linden bestehende Allee auf. Sie erhebt sich in ihren Laufe mit dem
Wienerberge, und durchstreift eine fruchtbare, anmuthige Ebene. Ihr Dasein
verdankt sie Kaiser Leopold dem Ersten. Eine andere Allee von wilden Kastanien
zieht sich von Schönbrunn aus über die Felder gleichfalls dahin. Sie wurden
unter Maria Theresia im Jahre 1741 gesetzt, in welchem Jahre sie den 1. May
zuerst von Schönbrunn in derselben nach Laxenburg fuhr. Beyde geben der ganzen,
ohnehin mit vielen Dörfern und Schlössern besetzten Gegend, ein blühendes
Ansehen; besonders weil sie jetzt wieder gut gepflegt, und die ausgedorrten
Stämme mit jungen Bäumchen ersetzt wurden.
Links außer
der Alle hat Herr Peter Jos. Eher. De Traux (seit dem Jahre 1802) auf seinen
eigenen Grund einen Ziegelofen errichtet, und links unter dem Wienerberg liegt
das Schloß und Dorf Inzersdorf. Es ist mit verschiedenen wohlgebauten, zum
Theil recht schönen Häusern und Gärten, und mit einer Pfarrkirche versehen.
Unter den
vielen herrschaftlichen Gebäuden, welche zu beyden Seiten dieser Allee in die
Augen fallen, nimmt sich hier nahe derselben, das gräflich Schullenburische
Lustschloß sehr gut aus.
Bald darauf
setzt man über den Liesingbach, der sich hier westwärts von den Linien, denen
er sich in seinem Laufe näherte, wieder entfernt.
Wegen der
anhaltenden Einförmigkeit der Gegend, wird von hier aus die Fahrt etwas
langweilig. Nur die Aussicht zwischen den Bäumen auf den Schneeberg und in jene
Gebirgskette, welche sich hinter Berchtoldsdorf bis Medling hinzieht, und die
Erinnerung an die Merkwürdigkeiten in diesen Gegenden, auf Lichtenstein und in
dem Brühl, mildert die Wirkung derselben. Und weil sich auch die
Schönbrunner-Allee immer nähert: so gewinnt es nach und nach das Ansehen, als
führe man in einem Lustwalde, dessen kühlende Schatten die brennende
Sonnenhitze so wohlthätig abhalten, und nur den sanften Winden freyen Durchzug
gestatten. Der Gedanke , daß in diesem belaubten Gange so manche durch Geburt
und Eigenschaften berühmte und erhobene Personen gefahren sind, und vielleicht
Plane entworfen oder Entschlüße schöpften, die das Schicksal ganzer Provinzen
entschieden, und daß eben diese Gewaltigen der Erde nun nicht mehr sind, wohl
aber die Folgen ihrer Entschließungen so, wie diese Zweige der Bäume,
fortwachsen, fortdauern, und durch ihre Wohlthätigkeit erfreuen, dieser Gedanke
und andere ähnliche können Gemüther, die nicht bloß an der Gegenwart kleben,
sondern auch Vergangenheit und Zukunft umfassen, zu allerley Empfindungen
stimmen und inhaltsreiche Gespräche veranlassen.
Eben als wir
uns ähnlichen Gesprächen überließen, fuhren uns mehrere Postwagen vorüber. In
einem derselben erkannten wir den Sieger bey Abukir: Nelson, und den Lord
Hamilton mit seiner Gemahlinn. Wer hätte sich damahls, als dieser Seeheld von
den Gewässern bey Aegypten aus, die ganze Welt mit seinem Nahmen erfüllte, je
in den Sinn kommen lassen, daß eben dieser Mann nach einem so kurzen Zeitraume
in diesem Schattenwege Spazierfahrten machen würde!
Die immer
mehr sich erheiternde Luft erheiterte auch unsere Gemüther. Wir wechselten mit
Bemerkungen über die uns umgebenden Gegenstände und mit Liedern ab, in denen,
da wir uns eben auf einer lebhaft befahrnen Poststraße befanden, die
Poststationen des Lebens von Langbein: Schon haben viel Dichter ec. passend den
Anfang machten.
So langten
wir, ehe wir uns versahen, rechts bey der Statue des heiligen Donatus an,
welche die Hälfte des Weges von Wien bis Laxenburg bezeichnet.
Bald darauf
sahen wir zur Rechten das mit einem schönen Schlosse prangende Pfarrdorf
Fesendorf. Es gehörte vormalhls dem Fürsten Colloredo, jetzt ist es aber
Kaiserlich; auch haben die Herrschaft Inzersdorf, das Stift Klosterneuburg, und
der Johannitterorden Theil daran. Zur Linken bekommt man über den Feldern nach
und nach Laa, Rothneusiedel, Lanzendorf und Hennersdorf zu Gesichte.
Unvermerkt
erreichen wir Biedermannsdorf mit seinen 3 Freyhöfen. Die mehrmahls starke
Winkel bildende Allee wird auch hier ein wenig unterbrochen und nimmt zugleich
die Schönbrunner-Allee auf. Bey der Einfahrt wird eine Wegmauth abgefordert.
Hier nähert man sich auch zum ersten Mahle dem großen Neustädter-Kanale und
einer Schleusse desselben. Wir stiegen hier ab, gingen über die Brücke und
besahen uns alle Arbeiten dieses merkwürdigen Unternehmens. Von der Kanalbrücke
aus sieht man schon einen Theil des Parkes zu Laxenburg, nach welchen von allen
Seiten Menschen zu Fuß, zu Pferde und in Kutschen hineilten.
Außer
Biedermannsdorf setzt man über den Badnerbach, der sich kurz vorher mit dem
Mödlingbach vereinigt.
In einer halben
Viertelstunde gelangten wir in den zur k.k. Familienherrschaft gehörigen Markt
Laxenburg. Er zählt außer dem sehr geräumigen Traiteurhause zum goldenen Stern
noch ein Bierhaus, Gemeinde- und Postwirthshaus, ein Kaffeehaus,
Privatschenken, eine Poststation, den Pallast des Fürsten Schwarzenberg und
noch mehrere ansehnliche Gebäude. Bey der Hinfahrt zum Hof-Traiteur erblickt
man schon einen Theil des k.k. Lustparkes, und einen schönen Springbrunnen.
Soweit die blumenreiche Beschreibung einer wahrhaft beschaulichen
Fahrt von Wien nach Laxenburg. Verfasser dieses Berichtes ist ein Herr Franz de
Paula Gaheis. (Die „Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien“ hat
er 1801 geschrieben).
Es ist zu vermuten, daß Herr Gaheis ein für die damalige Zeit
vergleichsweise bequemes Gefährt benutzt hat, um mit seinen Freunden nach
Laxenburg zu gelangen. Es gab damals Schlimmeres (Zeiserlwagen zum Bleistift)! Aber
das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Erinnert ihr euch? Im ersten Satz schreibt Herr Gaheis: „..
eine bey 3 Stunden lange, aus schönen Rusten und Linden bestehende Allee...“ Diese Zeitangabe hat bei mir einige
Verwirrung ausgelöst. Schließlich meint nicht nur das Internet, auch eigene
Erfahrung nach einer wunderschönen Kutschenfahrt in der Gegend um Hollabrunn,
daß ein Pferdegespann durchaus 12 bis 20 Kilometer pro Stunde zurücklegen kann.
Die Wegstrecke von der (damaligen) „Favoritenlinie“ bis Laxenburg wird in
diversen Berichten mit 2 „Wiener Postmeilen“ angegeben, was ziemlich genau
einer Entfernung von 15 Kilometern entspricht. Für eine Kutsche würde das eine
Fahrtzeit von ungefähr einer, bis längstens zwei Stunden bedeuten.
Bestätigung finde ich
bei Franz Carl Weidmann. („Das Kaiserl. Königl.
Lustschloß und der Park Laxenburg“, besonders abgedruckt aus Nro.
118 der Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode vom 2. Okt.
1827), der nur wenige Jahre später in
einem Bericht schreibt:
„Wir nehmen an, daß man Wien vor 7
Uhr des Morgens verlassen habe, so ist man mit raschen Pferden in anderthalb
Stunden auf das längste in Laxenburg. Um 8 Uhr kann man sich also bereits im
Park befinden."
Als Herr Gaheis
seinen Reisebericht verfaßt hat, war es durchaus üblich Wegangaben auch in „Stunden“
anzugeben: Stunden die man benötigt, um eine bestimmte Strecke zu Fuß
zurückzulegen. Die Strecke vom Gürtel im zehnten Wiener Bezirk (dort befand
sich die „Favoritenlinie“), die Laxenburgerstraße entlang, über Biedermannsdorf
nach Laxenburg, erscheint mir heute, in legerer Kleidung, in Sportschuhen, und
bei strammen Fußmarsch, durchaus in drei Stunden bewältigbar zu sein. Völlig
unmöglich erscheint es mir jedoch, daß dieser Weg „in etwa“ drei Stunden, oder
wie es Herr Gaheis ausgedrückt hat „bey drei Stunden“ zurückgelegt werden kann,
wenn man nach der Mode der Zeit um 1800 gekleidet ist. Wie auch immer.
Vielleicht waren die Menschen zu dieser Zeit doch wesentlich sportlicher als
ich es mir vorstellen kann?
Als aufmerksame Leser, wird euch in der blumigen Schilderung
von Herrn Gaheis sicher auch diese Textstelle aufgefallen sein: Ziemlich gegen
Ende seiner Beschreibung erwähnt er: „… Hier nähert man sich auch zum ersten Mahle dem großen
Neustädter-Kanale und einer Schleusse desselben.“
Wr. Neustätder-Kanal bei Laxenburg |
Mit dem Neustädter=Kanale ist der Wiener Neustädter Kanal
gemeint, der zum Teil sogar noch heute besteht. Der Wasserweg existiert heute
noch auf der Strecke von Wiener Neustadt bis Laxenburg. Kurz nach Laxenburg,
schon auf dem Gemeindegebiet von Biedermannsdorf, mündet der Kanal in den
Mödlingbach.
Einmündung in die Mödling |
Geplant und gedacht war dieser Kanal als Wasserstraße von
der Residenzstadt Wien bis hinunter zur Adria. Immerhin, von Wien, das
Hafenbecken befand sich in der Gegend des Heumarkts (3. Wiener Gemeindebezirk),
bis hinunter nach Wiener Neustadt wurde der Kanal tatsächlich gebaut und
überwiegend zum Warentransport benutzt. (Bauzeit 1797 bis 1803).
Eine andere, für
Laxenburg weit interessantere Nutzung dieses Wasserwegs beschreibt Adolf
Schmidl („Wien’s Umgebungen auf zwanzig Stunden im Umkreise. Nach eigenen
Wanderungen geschildert.“
Wien 1838).
„Hinter dem Ort überschreitet man den Kanal. Am linken
Ufer unterhalb der Laxenburger Allee Kanalbrücke bemerkt man einen mit rohen
Steinen ausgemauerten Einschnitt in das Ufer in der Länge eines Schiffes. Dies
war einst der Landungsplatz, und zwar für die Lustschiffe, welche von Wien nach
Laxenburg, und zwar anfangs mit solchem Zuspruche fuhren, daß man einige Tage
vorher auf die Plätze pränumerieren mußte. Diese Wasserfahrten nach Laxenburg
haben längst ganz aufgehört.“
Man konnte einst Laxenburg also auch auf dem Schiffswege
erreichen. Da die Kanal-Kähne mit Pferden gezogen wurden, dauerte solch eine
Schiffsreise, nicht zuletzt auch der zahlreichen Schleusen wegen, entsprechend
lange. Valerie Else Riebe erwähnt in ihrem Büchlein „Der Wiener Neustädter
Schiffahrtskanal“: „In den Herbstmanövern verkehrte
täglich ein 80 Personen fassendes Lustschiff. Es ging um 7 Uhr von Wien nach
Laxenburg und fuhr um 18 Uhr zurück. Der Fahrpreis betrug für die Hin- und
Rückfahrt 36 kr [Kreuzer]. Zur gelegentlichen Vermietung an
Gesellschaften stand noch ein kleines Schiff bereit.“
An dieser Stelle
ein großes, wenn leider auch posthumes „Dankeschön“ an Monika Lahodny, einer
ganz lieben Freundin, die mir das Büchlein von Valerie Riebe geschenkt hat.
Zumindest zwischen den Jahren 1845 und 1932 beförderte die
„Flügelbahn“ von Mödling nach Laxenburg Passagiere in den Ort. Kurz nach dem
Bahnhof Mödling zweigte die Trasse ab und führte schnurgerade durch das heutige
„Industriegebiet Süd“, bis zur Endstelle, dem „Kaiserbahnhof“ in Laxenburg.
Der Kaiserbahnhof, dieses markante 1847 erbaute Gebäude
befindet sich am Franz-Josefs-Platz. Heute ist ein Teil an einen
Restaurantbetreiber vermietet und die „Ankunftshalle“ wird als
Veranstaltungsraum benutzt.
Der noch 'unverschandelte' Kaiserbahnhof 2007 |
Stellt sich nur mehr die Frage: was kostete seinerzeit solch
eine „Landpartie“ von Wien nach Laxenburg mit Gesellschaftswagen, Zeiselwagen,
oder noblen „Wägelchen“? Drüber gibt F.C. Weidmann in seinem Führer aus dem Jahre 1853 recht
genau Auskunft. Man beachte aber, daß man sich zu dieser Zeit nicht einig
darüber war, ob man nach Laxenburg, oder Lachsenburg fährt:
Exkurs: Mitte des
neunzehnten Jahrhunderts, also um 1850, bezahlte man natürlich nicht mit dem
Euro. Die Währung dieser Zeit war der Gulden, wobei 1 Gulden (Abkürzung „fl“)
60 Kreuzer (Abkürzung „kr“) entsprach (ab 1857 galt für den Gulden das
Dezimalsystem. 1 Gulden entsprach ab dann 100 Kreuzer). Preisangaben wie
im folgenden „Fahrplan“ sind daher an sich nicht besonders aussagekräftig. Auch
wenn wir wissen welchem Wert der damalige Preis unserer Währung entspricht, so
sagt das noch nicht viel. Was wir heute mit dem umgerechneten Wert kaufen
können ist uns recht geläufig. Viel spannender wäre aber zu erfahren, was
konnte man damals dafür kaufen und was verdienten einfache Leute zu der Zeit.
Es ist nicht einfach die Relation der Kaufkraft ungleicher Währungen aus
verschiedenen Epochen herzustellen. Ich will das auch gar nicht auf
„wissenschaftlicher“ Basis versuchen. Aber das Internet gibt doch einigermaßen
Auskunft. Ein Gulden zu dieser Zeit würde demnach heute rund neun Euro entsprechen.
1 Kreuzer wären demnach rund 15 Cent. Das Monatseinkommen eines Facharbeiters
betrug im Schnitt etwa 40 Gulden, der Mann würde also heute etwa 360 Euro
verdienen. Eine Semmel kostete umgerechnet 30 Cent, ein Kilo Butter rund 12
Euro, 1 Liter Milch etwa 1,5 Euro. Der Fahrpreis von Wien nach Laxenburg (24
Kreuzer) entspräche somit 3,60 Euro, oder 12 Semmeln.
Fahrgelegenheiten und
Verbindungen nach Lachsenburg
Von Wien
Wieden, Hauptstraße, zum rothen Rössel, um 5 Uhr Abends an
Wochentagen; 7 Uhr Morgens und 5 Uhr Abends an Sonntagen
Wieden,
Hauptstraße, beim goldenen Bären, um 5 Uhr Abends an Wochentagen und 7 Uhr
Morgens an Sonntagen
|
Nach Wien
Im
Hause Nr. 45, um 6 Uhr Morgens an Wochentagen; 7 Uhr Abends an Sonntagen
Bei
dem Stellfuhrinhaber, um 6 Uhr Morgens an Wochentagen u. 6 Uhr Abends an
Feiertagen •)
|
a
24 kr
•) An Wochentagen fährt bei dieser zweiten
Gelegenheit nur ein Zeiselwagen, und es bezahlt die Person auf solchen nur 18
kr E.M. An Sonntagen aber fährt auch hier ein Gesellschaftswagen, auf welchen
der obige Preis von 24 kr E.M. entrichtet wird. Von der Favoritenlinie fahren
übrigens alle daselbst befindlichen Zeiselwagen, an Wochentagen sowohl als an
Sonntagen, nach Lachsenburg. Der Preis ist gewöhnlich für die Person 12 kr E.M.
An Wochentagen wohl auch 10 kr. Ein kleines Wägelchen für die Hinfahrt alleine
bekommt man auch um 2 fl, für den ganzen Tag um 4 fl.
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