Dianatempel im Schloßpark Laxenburg |
„Von der Mitte des grünen Lusthauses gibt es wunderschöne
Ausblicke in alle Richtungen, denn die Sichtachsen reichen weit über den
Waldstern, den angrenzenden Alleestern und die Englische Anlage mit dem Concordiatempel
in die freie Landschaft hinaus. In früheren Zeiten war sogar die Sicht auf die
Kirche von Mödling ebenfalls sehr geschätzt. Heute kann man durch diese Achsen
herrliche Ausblicke in den Schlosspark erleben und gerade dieses einzigartige
Ambiente macht das grüne Lusthaus zu einem beliebten Treffpunkt.“
Neben dem „Palamaygang“ ist der auf Kaiserin Maria Theresia
zurückgehende, barocke, historische „Waldstern“ sicher eines der ältesten Elemente
in der Formung des Schloßparks in Laxenburg. Wie sein Name es sagt, es ist ein
Waldgebiet das südlich an das „Alte Schloß“ anschließt. Es wird vom ‚Triestingkanal‘
durchflossen, der auch ‚Laxenburgkanal‘ genannt wird, in Münchendorf von der
Triesting abzweigt und neben der L154, der Münchendorfer-Straße, nach Laxenburg
führt. Einst, vor der Regulierung der Schwechat war das aber der Hauptarm der
Schwechat.
Blickt man Richtung Norden, so wird der Waldstern links vom
‚Palamaygang‘ und rechts von der sogenannten ‚Münchendorfer-Achse‘ (das war
früher eine Sichtverbindung vom Kirchturm in Laxenburg zum Kirchturm in
Münchendorf) begrenzt. Nicht zufällig liegen auf dieser Achse auch die
‚Löwenbrücke‘ und die ‚Fischerdörflbrücke‘. Die Mittelachse bietet heute noch,
über den Forstmeisterkanal hinweg, eine Sichtverbindung zum ‚Concordiatempel‘.
Ausschnitt aus Josephinische Landesaufnahme |
Auf obiger Karte aus dem Jahre 1790 ist dieser Teil des
Schloßparks sehr gut dargestellt. Deutlich erkennt man die drei parallelen
Schneisen, die damals noch weit über den auf diesen Abschnitt bereits
begradigten Falckner-Looben hinausreichten.
Der Falckner-Looben (einst ein Seitenarm der Schwechat) ist inzwischen
vollständig begradigt und hat einen neuen Namen bekommen: Forstmeisterkanal. Vom Regulierungswehr (in der Nähe des Parkeingangs beim Restaurant „Flieger
& Flieger“) bis zur Einmündung in den Schloßteich ist er ziemlich genau 1700 Meter
lang.
Auch die kreuzenden Achsen, in deren Zentrum der Dianatempel
steht, sind deutlich zu erkennen, wobei die „Mittelachse“ beim Dianatempel
damals offensichtlich noch nicht existiert hat.
Heute sieht dieses Gebiet des Schloßparkes (aus der Sicht
von Google Earth) etwa so aus:
Der relativ einfachste Zugang zum Dianatempel befindet sich
südlich des Alten Schlosses durch eine der Waldsternachsen, die etwa auf Höhe
des Eiskellers schräg nach links abzweigt. Von Laub, Astwerk und (worum auch
immer) neu gesetzten Bäumen etwas verdeckt, kann man in der Ferne die
Silhouette dieses Bauwerks bereits erkennen. Je näher man an das Objekt
herankommt, um so deutlicher erkennt man die markanten Konturen dieses
Lusthauses und die zarte, fast schon filigran wirkende Treillage der Wände (Gitterkonstruktion
aus Holz, als Rankhilfe für Pflanzen gedacht, oft aber auch nur zur Staffage).
Die recht schmale Allee weitet sich merklich und schließlich sieht man dieses
attraktive Gebäude in seinem vollen Ebenmaß inmitten eines großen Rasenplatzes.
Von außen sind sie bestenfalls zu erahnen. Erst wenn man im Inneren des Grünen
Lusthauses steht merkt man, daß in jeder Verlängerung der acht „Tore“ gerade
Wege durch den rundum dichten Baumbestand führen. Heute endet der freie Blick
in diese ausgehauenen Wege schon bald. Doch in nahezu allen Parkbeschreibungen
zu Beginn des 19. Jahrhundert werden diese Schneisen noch als reizvolle
Sichtachsen mit besonders bemerkenswerten Aussichten gelobt. So schreibt zum
Beispiel Gaheis (Franz de Paula Gaheis; „Wanderungen und Spazierfahrten in die
Gegenden um Wien“) 1801 über das grüne Lusthaus:
„Die leichte
Bauart desselben, das zwischen Hellgrün schimmernde Gold in den Blumentöpfen,
und die freye Durchsicht von allen Seiten geben ihm ein ungemein heiteres und
freundliches Ansehen. Es bildet einen Stern mit acht der schönsten
Aussichten.... „
Das Grüne Lusthaus, der Dianatempel, stammt aus der Zeit
Kaiserin Maria Theresias. Die Pläne stammen von Jean Pierre Beaulieu und erbaut
wurde es (lt. Ivanova Evgenia,
„Speisesaaltrakt und Dianatempel in Laxenburg“, Diplomarbeit an der Universität
Wien) vom Gartenarchitekten Jean Baptiste Brequin de Demenge etwa um das
Jahr 1755.
In seinem Buch „Der Schlosspark Laxenburg“ nennt Géza Hajós
die Zeit um 1760 als Entstehungsjahr. Doch ob nun 1755 oder erst 1760 erbaut
spielt für mich keine große Rolle. Sehr oft besuche ich auf meinen Wanderungen
durch den Schloßpark dieses Lusthaus und bin immer wieder erstaunt darüber, in
welch überraschend gutem Zustand sich dieser alte Pavillon befindet. Man muß
doch bedenken, daß er überwiegend aus Holz gebaut ist und jahrein jahraus,
ungeschützt der Witterung ausgesetzt, im Freien steht. Die bereits zitierte
Autorin Ivanova Evgenia schreibt in ihrer Diplomarbeit (November 1997) darüber:
Bei allem Respekt, aber so ganz glaube ich einfach nicht,
daß Holz, wenn auch immer wieder frisch lackiert, 250 Jahre in „freier
Wildbahn“ überdauert. Ich kann mir auch
nicht vorstellen, daß die Franzosen, als sie als siegreiche Krieger zu Beginn
des 19. Jahrhunderts auch im Park von Laxenburg große Schäden angerichtet
haben, ausgerechnet diesen Pavillon verschont haben sollten. Géza Hajós zitiert
in seinem bereits erwähnten Buch:
„Im Jänner 1811 wurde mit der
Reparatur der durch die Franzosen beschädigten Lusthäuser, Schaukelmaschinen, Kegelbahnen et cetera in der
Praterpartie auf ah. Befehl bereits begonnen...“
Die erwähnte Praterpartie ist schließlich nur wenige
Schritte vom Grünen Lusthaus entfernt und ausgerechnet dieses so markante
Lusthaus, im Schnittpunkt von acht Alleen und somit deutlich sichtbar, sollten
die Soldaten Napoleons übersehen und/oder verschont haben?
Natürlich würde es mich interessieren, ob, und wenn ja,
wieviel von dem Holz noch im Original vorhanden ist, das die Kaiserin Maria
Theresia schon gesehen hat. Angeblich war dieses grüne Lusthaus ein
Lieblingsplatz der Kaiserin, die dort auch gerne Karten gespielt haben soll.
Quirin Ritter von Leitner weiß in seiner „Monographie des Kaiserlichen
Lustschlosses Laxenburg“ (Wien, 1878) darüber zu berichten:
Wem es interessiert warum dieser „in grün und weiß und gold
bemalte Pavillon früher als „Dianatempel“ bezeichnet wurde, der braucht nur
einen Blick auf das Decken-Fresko des Pavillons zu werfen. Dann ist alles klar.
Oder?
Das Rundbild zeigt eine Episode aus der griechischen
Mythologie. Genauer gesagt, es geht um den Trojanischen Krieg. Die ganze
Geschichte ist ziemlich verwickelt und reichlich kompliziert, dazu spielen
derart viele Personen mit, daß man glauben möchte halb Hellas wird namentlich
erwähnt. Also erlaubt mir bitte die auf dem Fresko dargestellte Episode mit
meinen eigenen Worten zu beschreiben.
Also: Der auf dem Deckenfresko dargestellte, mit Pfeil und
Bogen bewaffnete Haudegen, ein gewisser Herr Agamemnon, der hat dereinst, ob
aus Hunger oder reiner Jagdlust kann ich nicht sagen, eine „Hindin“, also eine
Hirschkuh erlegt.
Zu seinem Pech war
die erlegte Hirschkuh aber just das Lieblingstier der Göttin Diana. Frau Diana,
im Olymp für Land- und Forstwirtschaft zuständig, hat das mitbekommen und war,
wie nicht anders zu erwarten, stinksauer auf den Agamemnon. Sie geriet in Rage
und ließ augenblicklich einspannen. Wild gestikulierend und mit wallendem
Gewand fuhr sie in ihrem von zwei Hirschen gezogenen Streitwagen aus den Wolken
des Olymps zur Erde hinunter, um diesen niederträchtigen Agamemnon gehörig die
Leviten zu lesen.
Der aber, anstatt das
Confiteor aufzusagen und laut und vernehmlich „mea culpa, mea maxima culpa“ (natürlich
auf altgriechisch) zu rufen wurde auch noch pampig! Ich weiß nicht mit welchen
Worten, jedenfalls soll er die Treffsicherheit der Frau Jagdgöttin angezweifelt
haben und darum hätte halt er, als der besserer Schütze, das Viech erlegen
müssen. Ein typischer Macho-Spruch halt. Na, jetzt war die Dame aber erst so
richtig sauer! Die gute Frau konnte sich vor Wut überhaupt nicht mehr einkriegen
und überredete zuerst einmal ihren Götter-Kollegen Aiolos, das ist der Kerl,
der im Olymp unter anderem für die Windenergie zuständig war, die vier Winde
einzusperren.
Den Wunsch hat ihr
der Kollege Aiolos prompt erfüllt und der auf einem Felsen sitzende, etwas
verschlafen wirkende Herr Neptun hat aufgepaßt, daß es sein Kumpel auch
richtigmacht.
Welch Wunder, kaum
waren die Winde hinter einem massiven Steintor eingesperrt herrschte, absolute Windstille
und Herr Agamemnon, samt Schiffen und hellenischen Kumpanen, saß vorerst in
Aulis fest, weil er ohne Wind schließlich nicht weitersegeln konnte.
Das ist es, im
Großen und Ganzen, was auf diesem Fresko zu sehen ist.
Natürlich ist die
Geschichte noch weitergegangen. Lediglich einen Krieg zu verhindern und damit dem
Agamemnon einen möglichen Sieg nicht zu gönnen war der Frau Diana nicht der Rache
genug. So ist dann auch noch ein Töchterl vom Agamemnon, die Iphigenie, in‘s
Spiel gekommen. Die wirklich grausame Diana hat verlangt, daß der Agamemnon seine
Tochter opfern, also eigenhändig töten muß. Der hat das natürlich zuerst nicht
wollen, bis dann ein gewisser Calchas, der war bei den Griechen offiziell sowas
wie ein militärischer Hellseher, Wahrsager, oder Einflüsterer (sozusagen ein Lobbyist
der Antike), dem Agamemnon verklickert hat, daß die Winde erst wieder
freigelassen werden, wenn er … Na ja!
Es gibt zwei
Versionen. Die eine endet tragisch: das Iphigenerl muß d’ran glauben. Die
zweite find ich persönlich weit netter: Diana soll Iphigenie im letzten Moment begnadigt,
und sie als Priesterin in Aulis behalten haben.
Ob bei diesen
Grazien im Rundbild auch die Iphigenie dabei ist? Ich weiß es nicht.
Jedenfalls, der
Aiolos hat daraufhin wahrscheinlich gemeint es sei genug der Rache und hat die
Winde wieder freigelassen. Jedenfalls war der Agamemnon (wie immer das auch mit
seiner Tochter gelaufen ist) glücklich und zufrieden wieder Wind um die Nase zu
spüren, seine Flotte konnte endlich Segel setzten und die Fahrt in den
trojanischen Krieg fortsetzen.
Gemalt hat dieses
Fresko Vinzenz Fischer im Jahre 1766. In ihrer Diplomarbeit schreibt die
Autorin Ivanova Evgenia unter anderem über dieses Fresko:
„Heute ist das Deckengemälde bis
auf kleine Ergänzungen im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben. Nach einer
Erkundigung beim Bundsdenkmalamt wurde klar, daß die Restaurierungsarbeiten im
Dianentempel am Treillagepavillon und am Deckenfresko nach 1961 durchgeführt
worden sind. Auf einigen Fotos des Bundesdenkmal-amtes von 6/1961 kann man noch
einige Details des ursprünglichen Zustands vor den Restaurierungsarbeiten
sehen.“
Übrigens: Im Jahr
2015 wurde das inzwischen schon etwas „mitgenommene“ Fresko im Auftrag des
Bundesdenkmalamts neuerlich restauriert.
Die beschaulichen
Ausblicke über die häufig erwähnten Sichtachsen, zum Beispiel auf die Mödlinger
Kirche, auf die „Gebirge“ im Westen (womit der nicht sehr ferne Schneeberg
gemeint war), bis hinunter nach dem Turm der Kirche von „Minkendorf“ (Münchendorf)
konnte man früher, von einem netten Sitzplatz in der Mitte des Dianatempels
richtig genießen. Eine prächtige Rundbank soll das gewesen sein, die bis zur
Zwischenkriegszeit, so wird berichtet, im Zentrum des Gartenhauses gestanden
hat. Bei Anton Steiner („Laxenburg mit dem k.k. Lustschloß
und den Parkanlagen“) kann
man, 1903 in Wien geschrieben, folgendes lesen:
"In der Mitte dieses
achteckigen Grillagepavillons ladet eine Bank zum Sitzen ein. Eine dieser
Alleen gewährt einen herrlichen Ausblick auf Mödling und die Gebirge, welcher
Ausblick besonders reizend in den Vormittagsstunden ist, wo die auffallenden
Sonnenstrahlen das Landschaftsbild deutlicher hervortreten lassen."
So lange ich diesen
Park schon besuchte, war der Pavillon allerdings leer. Da stand keine Bank in seiner
Mitte, die zum Ausruhen einladen würde. Zumindest nichts, was auch nur
annähernd an eine „Rundbank“ erinnern könnte. Noch am 26. August 2002 war das
so. Dann, einen Tag später, am 27. August, sah ich vom Concordiatempel aus
Richtung Norden die einzige noch einigermaßen erhaltene Sichtachse zum
Dianatempel hinauf.
Ich erkannte ein
eigenartiges „Hindernis“ in dem Lusthaus. Zuerst dachte ich, einige Besucher
würden dort in einer Gruppe beisammenstehen. Etwas später, als ich vom
Karolinenhain kommend in einer anderen Sichtachse noch einmal zum grünen
Lusthaus hinübersah, stand diese „Gruppe“ von Besuchern anscheinend immer noch
dort. Das war natürlich sehr unwahrscheinlich und neugierig geworden ging ich
die paar Schritte zum Lusthaus hinüber.
Ich traute kaum
meinen Augen. Sie war wieder da! Diese oftmals erwähnte Rundbank inmitten des
Dianatempels war wieder vorhanden. Zwar nicht rund, sondern achteckig wie ihr
Vorbild, und ebenso wie der Pavillon in grün und weiß bemalt. Der (unerwähnte) Tischler,
der diese Rundbank hergestellt hat, dem gebührt meinerseits ein riesengroßes
Lob. Ebenso demjenigen, der die Idee zur Wiederherstellung gehabt, und auch den
Auftrag dazu erteilt hat.
Leider dauerte das Vergnügen auf einer wohl dem historischen
Vorbild nachgebauten Bank zu sitzen nicht sehr lange. Schon wenige Wochen
später war die Bank wieder verschwunden. Vandalismus war, nach Aussage eines
Aufsichtsbeamten der Betriebsgesellschaft, der Grund für die Entfernung der
Bank. Schade!
Inzwischen hat sich die SLBG offensichtlich dazu
entschlossen diese Rundbank zumindest in den Wintermonaten auszustellen. Ob das
so bleibt?
Und dort könnt ihr ihn finden, den Dianatempel ↓
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