Der Wasserfall, oder die „Große Cascade“, wie er in alten
Texten meist genannt wurde, ist nur wenige Schritte vom Turnierplatz
entfernt. Über diesen Wasserfall ergießt sich Wasser aus dem Forstmeisterkanal,
der als einzige Wasserzufuhr (wenn auch nicht ausschließlich an dieser Stelle) für
den Schloßteich
dient.
Dieser Forstmeisterkanal ist, in seinem heutigen
Verlauf, eine künstlich angelegte Wasserstraße. Der ehemals hier wild fließende
Bach, der Falckner Looben, wurde schon im 18. Jahrhundert Stück um Stück
begradigt und in sein heutiges Bachbett gezwängt. Die Ufer des Kanals waren früher durchgehend mit Pappeln bepflanzt. Erst in den siebziger Jahren des 20.
Jahrhunderts wurden auf einem Teil des Kanals die Pappeln durch Linden ersetzt.
Géza Hajós beschreibt das in seinem Buch ‚Der
Schloßpark Laxenburg, ein Führer durch Geschichte und Gegenwart‘ (zu beziehen an den Kassen beim Eingang zum
Schloßpark und im Museums-Shop in der Franzensburg) „... hatte man
die Pappelallee als zu streng, starr und nicht als zeitgemäß empfunden. So
wurden an ihrer Stelle Linden gepflanzt in der Hoffnung, daß sie mit der Zeit
durch ihre das Wasser berührenden malerischen Kronen die strenge Linearität des
Kanals aufheben und mehr Natürlichkeit ausstrahlen würden.“
2017
wurde die Lindenallee zwischen Fischerdörfelbrücke und Wasserfall wieder durch junge Pappeln ersetzt, um den ehemaligen Zustand wieder herzustellen. Auch die zum
großen Teil überalterten und morschen Pappeln zwischen Forstmeisterbrücke und
Fischerdörfelbrücke wurden durch Neue ersetzt.
Völlig geradlinig verläuft der Forstmeisterkanal vom Wehr
(nahe beim Parkeingang Flieger
und Flieger) bis zur Einmündung in den Schloßteich. Seine Länge beträgt auf
dieser Strecke (in Google Earth gemessen) etwa 1760 Meter. Drei Brücken erlauben es den Forstmeisterkanal
zu überqueren: Die ‚Forstmeisterbrücke‘ am Ende des Palamayganges,
die nach dem naheliegenden Fischerdörfl
benannte ‚Fischerdörflbrücke‘, die in der sogenannten ‚Münchendorfer Achse‘
erbaut wurde, und eben die Brücke beim Wasserfall.
Übrigens, die ‚Münchendorfer-Achse‘ war früher eine tatsächliche
Sichtverbindung vom Kirchturm in Laxenburg zum Kirchturm in Münchendorf und
nicht zufällig liegen daher auf dieser Achse sowohl die ‚Löwenbrücke‘, als auch
die ‚Fischerdörflbrücke‘.
Bei niedrigen Wasserstand im Teich, oder, wenn durch
Hochwasser bedingt, Wasser durch den Teich geleitet werden muß, hört man das
Rauschen des Wassers schon von weitem, wenn es über die Kaskade fällt.
Erzherzogin Marie Louise („Ludovica“) schrieb 1802 an den
Herrn Papa, an Kaiser Franz II. (HHStA. FA
Sammelbände 39, Laxenburg 3. September 1802, fol.9):
„… Die neue Cascade läuft fast alle Tage, Gestern die Hunde sein im Spazierengehen so nachgelofen einen Hasen daß der kein anderes Mittel gefunden hat zu entrinnen als sich ins Wasser zu stürzen und durchzuschwimmen gestern habe ich einen kleinen Knaben im Prater gesehen der ohngefähr 3 Jahre alst war das Centrum in dem Vogelschiessen mit einer erstaunlichen Geschicklichkeit fast immer der Boeller losgegangen ist und den Vogel ohne Hülfe gehalten hat. …“
Am unteren Ende des Wasserfalls befindet sich ein kleiner Rastplatz. Von dort aus kann man, über den Kanal hinweg, das große Eingangstor zur früher genutzten Baumschule sehen. Die beiden Steinsäulen und das große Gittertor, wurden im Jahre 2002 renoviert.
Auch wenn die abgebildeten Bäume heute keine „Setzlinge“ mehr
sind, so erkennt man doch noch die in Reih‘ und Glied ausgerichtete
Bepflanzung, wie sie für eine Baumschule typisch ist.
Die über den Forstmeisterkanal führende ‚Wasserfallbrücke‘
hat Eduard Gurk auf seinem Bild nicht gezeichnet, weil sie damals wahrscheinlich
nicht vorhanden war. Die beiden auf Steinsockeln ruhenden Sphinxen und die
darunterliegenden Reliefs sind jedoch deutlich abgebildet. Ebenso die beide
Ufer flankierenden Pappelalleen. Die „Cascade“, der Wasserfall, befand sich
offensichtlich ein gutes Stück weiter Richtung Westen. Auch eine Art Fährschiff
ist zu erkennen, mittels der Besucher offensichtlich von einem Ufer an das
andere gelangen konnten. Interessant ist allerdings, daß keiner der namhaften
„Berichterstatter“ aus dieser Zeit auf diese Art der Beförderung hingewiesen
hat.
Quelle: "Der malerische Landschaftspark in Laxenburg bei Wien", Géza Hajos, Seite 124, Eduard Gurk, "Die große Kaskade", Stich um 1820; Photo H.Suck |
In der linken oberen Ecke der Postkarte aus dem Jahre 1900
kann man den relativ großen „Kaffeeschank“ erkennen, der 1852 hier in der Nähe
errichtet wurde.
Ursache für die Erbauung des neuen Kaffeehauses war ein
„Alkoholproblem“ in der alten Meierei.
Ein Dokument aus dem Haus- Hof- und Staatsarchiv vom April 1852 beschreibt es
folgend:
„In früherer Zeit wurde in der Meierei zu Laxenburg von dem dortigen
Gartenmeier Kaffee, Milch, und selbst Bier und Wein an das Publikum
ausgeschenkt. Dieß wurde wegen der durch Betrunkene veranlaßten, das Dekorum
eines Hofgartens verletzenden Unordnungen, dann wegen der von Seite der
besteuerten Laxenburger Gast- und Kaffeewirthe dawider als eine
Gewerbsbeeinträchtigung erhobene Beschwerde abgestellt. Durch die anruhende
allerhöchste Entschließunmg vom 3. Dezember 1842 wurde dieses Verboth
bestätigt, auf wiederholte Bitten des Gartenmaiers aber ihm durch die
gehorsamst reproduzirte allerhöchste Resoluzion vom 2. August 1843
ausnahmsweise das Ausschenken von Kaffee und Milch /:mit Ausschluß
geistiger Getränke:/, jedoch nur für Personen des allerhöchsten Hofstaates und
unter der Bedingung gestattet, daß es von diesem Zugeständniße im Falle eines
Mißbrauches sogleich wieder abzukommen habe.“
Nahe der Baumschule ist das verfallene Mauerwerk eines
kleinen „Gebäudes“ erhalten geblieben, das vor 2002 wegen seines desolaten
Zustandes und der Überwucherung durch Pflanzen kaum einem Wanderer aufgefallen
sein dürfte. Im Herbst 2002 erfuhr dieses Objekt eine Wiederauferstehung.
Denkmalschutz war dabei offensichtlich kein Thema. Die ehemals gemauerten
Rundbögen der Türe und der Fenster wurden einfach ignoriert und durch rechteckige
Formen ersetzt. Es soll sich bei diesem kleinen Gebäude um eines der früher im
Schloßpark aufgestellten „Wachthäuser“ handeln. Sagte die Schloß
Laxenburg Betriebsgesellschaft. Ob diese Hütte tatsächlich eines der in
alten Berichten erwähnten Wachthäuser ist erlaube ich mir jedoch zu bezweifeln.
Auf einem mir zugänglichen Plan des Schloßparks aus dem Jahre 1873 ist an
dieser Stelle nahe der ‚Baumschule‘ ein ‚Objekt‘ eingezeichnet. Die heute noch
erhaltenen Wachthäuser (beim Paraplue und bei der Marianneninsel) sehen völlig
anders aus. Ob es wohl eher ein „Vorratshaus“ für den Kaffeeschank gewesen ist?
Oder ein Unterstand bei Schlechtwetter für Arbeiter in der Baumschule? Wer kann
das sagen?
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Sehr geehrter Herr Helmut!
AntwortenLöschenVielen Dank für Ihre Beiträge zu diesem schönen Landschaftspark. Im besonderen aufgefallen sind mir Ihre Erläuterungen zur Rittersäule.
Beste Grüße Stefan Reischer