Dienstag, 26. April 2016

Denkmal Joseph II

 

… ein Denkmal für’n Onkel Josef

 
Denkmal Joseph II   Wien, Josefsplatz
 
 
Nicht nur Wiener werden dieses Denkmal von Kaiser Josef II. wahrscheinlich schon einmal gesehen haben. Es steht – wo denn sonst – am „Josefsplatz“ im ersten Wiener Gemeindebezirk bei der Hofburg. Im Rücken des Kaisers befindet sich die Österreichische Nationalbibliothek und der Kaiser, hoch zu Rosse, grüßt hinüber zum Palais Pallavicini.
 
Kaiser Josef II. war der erste Kaiser, dem in Österreich ein Denkmal errichtet wurde, das auch öffentlich zugänglich war. Allerdings, ein kaiserliches Denkmal gab es schon früher: Im Burggarten war ein Denkmal für Kaiser Franz Stephan I. errichtet. Der Burggarten war aber damals nicht öffentlich, sondern nur für die kaiserliche Familie zugänglich. Und ich nehme aber einmal an, auch die Gäste der kaiserlichen Familie durften dort hinein.
 
Das Denkmal Josef II steht auf einem großen quadratischen Sockel aus Granit, eingefaßt von sechzehn niedrigen Pollern die mit Eisenketten verbunden sind. An den vier Eckpunkten erheben sich hohe Rundsäulen mit einer Art Haube aus Bronze darauf. An den Rundsäulen sind jeweils vier mit Lorbeerkränzen umgebene Medaillons befestigt. Über drei Stufen erhebt sich dann ein mächtiges Podest und darauf, auf stolzem Roß, die Hand zum Gruß erhoben, der Kaiser.
 
An den Längsseiten des Podestes sind Reliefs eingelassen wovon das Rechte den Kaiser als Förderer des Handels darstellt. Das an der linken Seite befindliche Relief soll den Herrscher als Förderer des Ackerbaus erschließen. Handel und Ackerbau scheint also auch damals wichtig gewesen zu sein.
 
An der Vorderseite des Podests ist eine Tafel angebracht auf der zu lesen steht wer denn das dort oben eigentlich ist:


 



 
Auf deutsch: Kaiser Joseph II., der für das Allgemeinwohl lebte, nicht lange, aber ganz.
 
Auch an der Rückseite ist eine Tafel zu sehen auf der sozusagen der „Spender“ des Denkmals genannt ist:

 



 
Ergänzung: ROM[anorum]; AVST[riae]
 
Also: Franz, Römischer und Österreichischer Kaiser, vom Bruder (her) Neffe, (seinem) zweiten Vater gewidmet. 1806
 
Die Denkmalenthüllung am Josephsplatz erfolgte erst im November 1807. 1806 war Franz als Kaiser Franz II. auch (noch) Kaiser des ‚Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation‘, danach ja „nur mehr“ Kaiser Franz I. von Österreich.
 
In Auftrag gegeben wurde dieses Reiterstandbild – zu Ehren und in Gedenken an seinen Onkel, den verstorbenen Kaisers Joseph II. – von Kaiser Franz II. (I.) Der damals sehr bekannte Bildhauer Franz Anton Zauner (*1746 in Tirol, 1822 in Wien) sollte es anfertigen. Und der Herr Zauner hat sich die Statue des Marc Aurel zum Vorbild genommen. Und darum sitzt der arme Kaiser Franz in keinem vornehmen Sattel, sondern auf einer einfachen Pferdedecke und auch auf herrschaftliche Steigbügel mußte er verzichten. Aber dafür ist Kaiser Franz I. deutlich ‚fescher‘ gekleidet als der arme Marc Aurel.
 
Täusch‘ ich mich? Irgendwie hör‘ ich euch, liebe Leser, ringsum rumoren …. „Gut und schön, aber was hat das alles mit Laxenburg zu tun?“
 
Gemach! Liebe Leute. Ich bin ja schon dabei es zu erklären ….
 
Vor Jahren, na ja, weit mehr als einem Jahrzehnt, hab‘ ich die ‚Reisebeschreibung‘ von Franz de Paula Gaheis „Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien“ gelesen, vom Autor 1801 geschrieben, wo er ein umfangreiches Kapitel dem Schloßpark Laxenburg gewidmet hat.
 
Und dort hat Herr Gaheis geschrieben:
 
„… Der hereinbrechende Abend erinnerte uns nun an die Rückkehr aus dem äußersten Ende des Parkes. Schon nahe an dem Schloßgebäude wandete sich unser freundschaftliche, biedere Führer auf denjenigen Platze, welcher einst der Lieblingsspaziergang Marien Theresiens war. Wir segneten ihr Andenken, und gingen noch weiter vorwärts, das Theater vorbey, rechts in eine mit Spalieren eingefaßte und mit mehreren Springbrunnen versehene Gartenabtheilung, welche von den meisten Spazierenden unbesucht bleibt, weil der Weg dahin von den übrigen Parthien mehr abgelegen ist.
Hier ruht auf einem Rasenhügel von einem marmornen Piedestal getragen, Joseph ll. zu Pferde. Eine herrliche Arbeit aus gelben Metall, und von unserem berühmten Zauner gefertigt! Rechts am Fußgestelle ist in halberhobener Arbeit der Ackerbau, die Viehzucht und die Gesetzgebung, links Industrie und Handlung personificirt dargestellt. Die Arbeit trägt das Gepräge griechischer Vollendung. Wir schenkten ihr einhellig unsere Bewunderung. Aber mit Rührung lasen wir folgende wzey Inschriften:      
 
D. Josepho ll. Rom. Imp.
Principi. In suorum. Animis. Immortali.
Ex. fratre. Nepos. Alteri. Parenti.
Posuit. …”
 
Die Übersetzung nach Herrn Gaheis lautet:
 
Joseph dem Zweiten, römischer Kaiser, dem in den Herzen der Seinigen unvergeßlichen Fürsten, setzte dies Denkmal sein Neffe Franz ll. römischer Kaiser, als seinem zweyten Vater.“
 
Na ja, seit 1801 sind ein paar Jährchen vergangen. Wo also ist dieser „Platze, welcher einst der Lieblingsspaziergang Marien Theresiens war“? Und vor allem: Wo soll dieses rießige Denkmal gestanden haben und wie ist es nach Wien gekommen? „Das Theater vorbey, rechts in eine mit Spalieren eingefaßte und mit mehreren Springbrunnen versehene Gartenabtheilung…“ Dort ist nix, außer Botanik!
 
Ich weiß nicht mehr genau wo ich das gelesen haben (ich meine es war bei F.C. Weidmann?), aber irgendwann hab‘ ich es mitgekriegt: Das was hier in Laxenburg gestanden hat war das Modell des Denkmals Josef II. Dieses Modell wurde 1796 angefertigt und ‚im Gärtchen Ihrer Majestät‘ aufgestellt. 1808 wurde es dann vom Schloßpark Laxenburg nach Schönbrunn übersiedelt. Neben dem „Sonnenuhrhaus“, auf einer kleinen Lichtung, hat es einen neuen Standplatz gefunden.  
 

Modell Denkmal Joseph II, Schönbrunn


Modell und Original unterscheiden sich, außer natürlich in der Größe, nur unwesentlich. Der mächtige Sockelunterbau des Modells, der es ein wenig unproportioniert erscheinen läßt, ist beim Original natürlich nicht vorhanden. Andererseits fehlen beim Modell die kleinen, mit Ketten verbundenen „Poller“ zwischen den Eckpfeilern. Die Inschriften an Stirn- und Rückseite weichen textlich ebenfalls ein wenig ab und die beiden Reliefs an den Seiten des Denkmals unterscheiden sich in winzigen Details. Abgesehen vom Faltenwurf der Kleider, Details an den Gebäuden etc., hat man im Original sowohl dem spärlich bekleideten Hermes, als auch dem geflügelten Genius – weil offensichtlich für notwendig befunden – jeweils ein „Feigenblatt“ an der relevanten Stelle verpaßt.

 

Relief 'Handel', im Modell


Relief 'Handel', im Original


 
Relief 'Ackerbau'
 

Zum Glück gibt es Pläne aus dieser Zeit. Einer davon liegt ganz zeitnah zu der Schilderung von Herrn Gaheis: Plan von ‚Czollitz‘, 1803. Der andere, ein wenig später gezeichnet von ‚Viebeck‘, 1813. Auf beiden ist der Standort des Modells des Denkmals für Joseph II. deutlich zu erkennen. Nicht täuschen lassen, die Pläne sind bezüglich der ‚Himmelsrichtung‘ unterschiedlich gezeichnet. Im Bild von „Google Earth“ stimmt ‚Norden‘ aber zuverlässig.

 

Plan Czollitz, 1803


Plan Viebeck, 1813







Denkmal Josepf II, Wien Josefsplatz






 

 
 
 
 
 
 

 


Samstag, 23. April 2016

Fähre in Laxenburg


… Wege zur Franzensburg


Die Franzensburg steht auf einer Insel, rundherum von Wasser umgeben. Sie hat einen östlichen und einen westlichen Zugang. Will man diese romantische ‚Ritterburg‘ besuchen, oder weit besser noch, an einer Führung teilnehmen und sie besichtigen, dann muß man natürlich zuerst irgendwie auf diese Insel kommen:


Den östlichen Eingang erreicht man erst nach einen etwas längeren Spaziergang, bei dem man immerhin fast einen Kilometer Fußmarsch zurücklegen muß.

Von der Bootsvermietung beim Teich ausgehend wandert man am Teich - Buffet vorbei, überquert die Gotische Brücke und erreicht den Turnierplatz. Dort gabeln sich die Wege. Man nimmt den Weg nach links, am Turnierplatz entlang, erreicht man zuerst die „Eiserne-“ und überquert danach auch die Stein-, oder Dreibogenbrücke und steht endlich auf der Insel, auf der die Franzensburg errichtet ist. 

  


Auf dem mittleren Bogen der Dreibogenbrücke, auf der der Franzensburg zugewendeten Seite, ist der Namen des Bauherrn zu lesen: FRANCISCUS.I. Und auf der anderen Seite das Jahr der Erbauung: MDCCCXXXII., also 1832.





Der Weg zum westlichen Eingang ist weitaus kürzer. Allerdings gibt es dort keine Brücke. Zumindest nicht in den Frühjahrs- Sommer- und Herbstmonaten. In den eisfreien Monaten müsste man also zur Burg hinüberschwimmen. Müßte man. Muß aber nicht, denn schon seit 1811 gibt es dort eine Fähre, die uns trockenen Fußes über das Wasser zur Franzensburg, vorerst eigentlich zur Knappenburg, bringt.

Heute ist diese Fähre hochmodern und natürlich ‚elektrisch angetrieben‘. Ich kann mich aber noch an Zeiten erinnern, da mußten sich der ‚Fährmann‘ – mitunter war es auch eine ‚Fährfrau‘ – körperlich ganz gehörig anstrengen, um ihre Passagiere rasch und sicher an’s andere Ufer zu bringen.


In den 20’er Jahren des 19. Jahrhunderts hat diese Fähre wahrscheinlich sehr ähnlich ausgesehen, wie sie der Maler Eduard Gurk (* 17. November 1801 in Wien; † 31. März 1841 in Jerusalem) auf einer wunderschönen Zeichnung festgehalten hat. 


Eduard Gurk, „Die Franzensburg in Laxenburg bei Wien (um 1838)“  CC BY SA hinzufügen
Auf dem Bild von J. u. E. Gurk sieht man ganz am linken Rand eine der beiden markanten Säulen, die auch heute noch, in sehr ähnlicher Form, bei der Anlegestelle am Ufer des „Festlandes“ vorhanden sind. Damals wie heute war an der rechten Säule eine Glocke montiert mit der man dem Fährmann seinen Wunsch ankündigen konnte zur Burg übersetzen zu wollen.

F.C. Weidmann beschreibt das Prozedere im Jahr 1827 folgendermaßen:

„Dem angezeigten Fußpfade folgend, gelangen wir nun an den großen, an 72000 q Klafter haltenden Teich, welcher die Franzensburg umgibt, die aber noch nicht vollendet ist. Hier ist die sogenannte Überfuhr. Eine Klingel am Ufer verkündet die Anwesenheit der Fremden, und sogleich setzt sich das schöne Schiffchen, durch eine Maschine in Seilen geleitet, in Bewegung, sie hinüber zu holen, nach der Ritterburg.“

An der grundsätzlichen Technik des Antriebs dieser Fähre hat sich seit Inbetriebnahme im Jahre 1811 bis heute nicht viel geändert. Der Erfinder Franz Besetzny (*1781, †1857), er erfand u.a. eine „Dampfkanone“ (etwa so etwas wie ein Maschinengewehr) die 250 Schuß in der Minute abfeuern konnte, erdachte auch die Antriebs-Konstruktion für die Fähre in Laxenburg. Zwei fix verankerte Fahrseile, am Ufer und beim Knappentor befestigt, halten das Schiffchen auf „Spur“, während ein Zugseil für den Antrieb sorgt. Dieses Prinzip wird heute noch verwendet.

Man muß schon sehr gute Augen haben, um auf dem obigen Bild den auf der Fähre stehenden, in schwarz gekleideten Mann in gebückter Haltung zu erkennen. Das ist der „Fährmann“. Mit erheblicher Muskelkraft dreht er eine Kurbel und treibt damit eine Rolle an, über die in mehrfachen Schleifen das zwischen Festland und Knappenburg gespannte Zugseil gewunden ist. Durch den dadurch erzeugten Reibungswiderstand wird das „Schiffchen“ zwangsweise in Bewegung gesetzt und je nach Drehrichtung zum Festland oder zur Burg hin bewegt. Man mag es nicht für möglich halten, aber diesen „manuellen“ Antrieb habe ich noch selbst erlebt.

Die schweißtreibende Arbeit der Fährleute gehört jedoch der Vergangenheit an. Um das Gefährt in Bewegung zu setzen beschränkt sich die manuelle Tätigkeit des Fährmannes bei dem 1964 neu gebauten Fährschiff auf das Betätigen eines Schalters. Ein leise schnurrender Elektromotor sorgt dann für den Antrieb.

Diese Art der durch Leinen „gebundenen“ Fähre nannte man damals, auf Plänen und Zeichnungen kann man es nachlesen, „Fliegende Brücke“.

Sicher hat Eduard Gurk sein Bild von Franzensburg und Fähre weit nach 1825 gemalt. 1825 wurde erst mit dem ‚Vereinigungsbau‘ von Franzensburg und Knappenturm begonnen. Zuvor standen Burg und Knappenturm von einen Wasserarm getrennt auf separierten Inseln. Auf der Zeichnung von Gurk ist aber zu sehen, daß „Ritterburg“ und „Knappenhaus“ bereits verbunden sind (die endgültige Fertigstellung erfolgte erst 1835) und auf einer gemeinsamen Insel stehen.

Die Flächenangabe die Herr Weidmann im Jahre 1827 für den Schloßteich behauptete darf stark anzweifelt werden. Er schreibt ja: „… an den großen, an 72000 q Klafter haltenden Teich, …“.

Ein Wiener Klafter (das waren 6 Wiener Fuß á 31,6 cm) hatte eine Länge von etwa 1,8965 Meter. Somit entsprach ein Quadratklafter der Fläche von etwa 3,597 m². Und 72000 q Klafter (Quadratklafter) wären dann umgerechnet etwa 260.000 m² oder 26 Hektar. Selbst heute wird die Fläche des Teiches mit lediglich 25 ha, also 250.000 m² angegeben.

1827 war der Teich jedoch noch lange nicht bis zum östlichsten Teil, bis zum „Achauer-Spitz“, ausgehoben. Zwar existierten dafür bereits Pläne, aber die Ausgrabung des Teiches bis zu seiner heutigen Größe begannen erst 1838.

Ab dem späten Herbst, den Winter über, bis in das Frühjahr hinein (etwa ab Allerheiligen bis Ostern) wird der Fährbetrieb eingestellt und die Fähre auf ihren Winterplatz gestellt.


An Stelle der Fähre wird ein fester Steg montiert, der dafür sorgt, daß man auch bei fehlenden Eis und Schnee sicher vom Festland zur Knappenburg und damit auch zur eigentlichen Franzensburg gelangen kann. Zur Montage des Stegs wird das Wasser im Teiches zuerst weitgehend abgelassen und danach bis zu einen verminderten Wasserstand wieder ‚aufgefüllt‘.


Freitag, 22. April 2016

Ritterspiele in Laxenburg


Turnierplatz

 

 
Turnierplatz
 

Bereits 1791 wurde im Schloßpark Laxenburg ein „Turnier“ veranstaltet. Der damals 23-jährige Erzherzog Franz, Sohn des Regenten Kaiser Leopold II hatte es veranstaltet. Natürlich nicht auf dem Turnierplatz im auch heute noch so genannten ‚Rittergau‘. Weder Rittergau, noch Turnierplatz hat es damals schon gegeben. Außer vielleicht, wer weiß das schon, in der ‚ritterlichen‘ Gedankenwelt des Erzherzogs, der ja schon ein Jahr später seinem Vater als Kaiser Franz II folgen sollte.
 
Auf einem Aquarell eines Hieronymus Löschenkohl aus dem Jahr 1791 ist dieses Turnier zeichnerisch dargestellt: Man sieht einen nicht allzugroßen Reitplatz, eingefaßt von einem Holzgeländer. Entlang des Geländers stehen Zuseher. Für die hohen Herrschaften ist an der Stirnseite des rechteckigen Platzes eine Art überdachte Tribüne aufgestellt und dieser gegenüber etwas, das ein wenig wie ein gotisches Tor aussieht. Wo diese (temporäre) Turnier-Staffage aufgestellt war? Also sicherlich irgendwo im damaligen (noch wesentlich kleineren) Schloßpark. 
 
Geplant wurde der heutige Turnierplatz, wie auch der gesamte Rittergau, im Jahre 1799. Ein „Bauprogramm“ aus diesem Jahre, betreffend einige neue Gartenanlagen hält fest:
 
Neue Gartenanlagen „… auf den neu eingelösten Gründen an der Seite gegen Achau wurden in einem Plane zur Genehmigung vorgelegt und bestehen aus der Ausgrabung eines Teiches, Errichtung eines Turnierplatzes, Erbauung zweier Schleusen aus Quadersteinen, … „und das Oberstkämmereramt eröffnete, daß bei diesen Bauwerken die allerhöchsten Befehle auf das Genaueste zu befolgen seien. (HHStA, SHLB, Index „A-F/V“, p. 1/1799)
 
Fertiggestellt wurde die Anlage 1802 und im Jahr darauf schreibt die damals 12 jährige Erzherzogin Marie Louise (Maria Louise, Erzherzogin, Kaiserin von Frankreich; *12.12. 1791 in Wien, †17.12. 1847 in Parma) in einem Brief an ihren Vater, Kaiser Franz II. :
 
„Wir waren dieser Täge in dem Turnierplatz wo daß Muster des Schlosses Habsburg ist man thut davon das Dach aufheben und da ist eine Rolle mit Verse welcher dieser Schweizer über dieses Schloß verfertigt hat. Es ist ganz zum zerlegen und ist sehr schön gemacht. Gestern waren viele Leute heraußen in Ritterschloß waren zwey Geselschaften und eine davon war sehr zahlreich, .... „
 
Die Größe dieses Turnierplatzes wird in mancher Literatur mit einer Breite von 25 Metern und einer Länge von 50 Metern angegeben. Tatsächlichen ist die Anlage, in Google Earth gemessen, aber annähernd doppelt so groß. Der Turnierplatz ist rechteckig, etwa 100 Meter lang und ungefähr 50 Meter breit. An der Stirnseite befindet sich die ‚Kaiserloge‘. Heute sind die Innenwände der Kaiserloge kahl und leer. Doch einst waren sie mit Fresken bemalt die ‚Ritterszenen‘ darstellten.

 

Kaiserloge


Jeweils in der Mitte der beiden Längsseiten ist eine Loge für die ‚Richter‘ in die den Platz umgebende Mauer integriert und in jeder der vier Ecken der Schmalseiten befinden sich Eingangs- oder ‚Einreittore‘ für die ‚Turnierteilnehmer‘.

 

Schiedsrichter Loge
 
 
Die ‚allerhöchsten Herrschaften‘, Kaiser, samt Gefolge und honorigen, adeligen Gästen betrat die Kaiserloge über einen eignen Aufgang.
 

"Kaiser-Aufgang'


Die Pfeiler der beiden Tore an der Seite der Kaiserloge sind mit Ritterfiguren geschmückt.

 

 


 

Zwei dieser Ritterfiguren waren nach Abzug der Besatzungsmacht, wie vieles andere im Schloßpark auch, desolat und mußte erneuert werden. Der 1923 in St. Stefan ob Stainz in der Steiermark geborene Bildhauer und Maler Josef Papst, der ab 1964 in Laxenburg beheimatet war, hat die Ritterfiguren neu angefertigt. Es wird erzählt, daß Josef Papst einem der Ritter sein eigenes Antlitz gegeben hat.

 

 




Josef Papst verstarb am 16. August 2010. Sein Grab befindet sich am Friedhof in Laxenburg.
 
Die beiden der Kaiserloge gegenüberliegenden Tore tragen anstelle von ‚Rittern‘ ‚Löwenfiguren‘ die Wappen in den Tatzen halten.

 

 


Früher wurde dieser große rechteckige Platz auch „Carousselplatz“ genannt. Diese Bezeichnung trifft auch eher auf diese Art Veranstaltungen zu, die dort abgehalten wurden. Obwohl der Turnierplatz zum „Rittergau“ gehört, war er dennoch nie Turnierplatz im Sinne von „Ritterturnieren“ wie wir sie vielleicht in Filmen gesehen haben. Carouselle waren Reit- und Fahrveranstaltungen, bei denen die Protagonisten (Mitglieder des Kaiserhauses und des Adels) ihre Reit- und Fahrkünste unter Beweis stellten.
 
Über diese Anlage, die angeblich nach dem Turnierhof im Schloß Rosenburg am Kamp angelegt wurde, schreibt Quirin Ritter von Leitner in seiner 1878 erschienenen „Monographie des Kaiserlichen Lustschlosses Laxenburg:
 
„Es ist dies eigentlich ein großer Carrousselplatz, der alsbald nach seiner Erbauung, wenn auch nicht zu Turnieren, wie seine Bezeichnung vermuthen ließe, wohl aber zu glänzenden Aufzügen und Carroussels benütze wurde, unter denen jenes hervorgehoben zu werden verdient, welches im Jahre 1810 am 25. August zum Namensfeste der Kaiserin Maria Louise gegeben wurde, wobei der Kaiser und sämtliche Erzherzoge mitritten, und zu dem der ganze Adel, das diplomatische Corps und über 10.000 Zuschauer erschienen waren. Glänzende Carroussels veranstaltete in diesem Raume auch das Officierscorps von Palatinal-Husaren und später jenes des Cürassier-Regiments Albert von Sachsen. Am 27. Juli 1841, gelegentlich der festlichen Eröffnung des Gebäudes auf der Mariannen-Insel, wurde auf Befehl des Kaisers von der Guerra´schen Kunstreiter-Gesellschaft auf dem Turnierplatz Carroussel geritten, und hierauf ein römisches Wettrennen gegeben.“

 

Kultur und Museumsverein Laxenburg, Albert Riemensberg, "Carousselreiten auf dem Turnierplatz", 1818; Foto H. Suck

 
Das obige Bild stellt ein sogenanntes „Caroussel“, also ein Schaureiten zu Pferd dar. Im Hintergrund erkennt man die „Kaiserloge“ und links und rechts an den Bildrändern die fahnengeschmückten Logen für die (Schieds-) Richter. Deutlich erkennt man auch, daß der Turnierplatz einst Zuseher-Galerien besessen hat. Die Steinfundamente dieser Holzgalerien sind an manchen Stellen heute noch zu sehen.

 

 


 

Jährlich fand und findet auch 2016 (veranstaltet vom „forum antiquum“) ein ‚Ritterfest‘ im Schloßpark Laxenburg statt. Bereits 2015 war der Standort nicht mehr, wie all die Jahre zuvor, der ‚Turnierplatz‘. Nicht alleine unter dieser Veranstaltung, auch unter den Witterungseinflüssen und dem Mangel an Instandsetzungs-Arbeiten hat dieser historische Platz   einigermaßen ‚gelitten‘. Die Anzahl der Querstangen aus Holz auf dem auf der Mauer befindlichen ‚Geländer‘, das die Besucher vor einem Sturz auf das wesentlich tiefer liegenden ‚Turnierfeld‘ schützen soll, sind von Jahr zu Jahr weniger geworden. Natürlich weiß ich es nicht mit Sicherheit, aber ich möchte annehmen, das Fehlen vieler dieser Stangen (ich habe zuletzt 12 gezählt) war auch schon 2015 der Grund dafür das ‚Ritterfest‘ vom Turnierplatz an andere Stellen des Parkareals zu verlegen.
 
Seit nunmehr 2 Jahren teilt der Turnierplatz nun das Schicksal mit der benachbarten ‚Grotte‘, die allerdings schon weitaus länger für Besucher unzugänglich ist: er ist abgesperrt. Warum genau diese Absperrungen erfolgt sind? Das erfährt p.t. Publikum nicht. Weder bei der ‚Grotte‘ und nicht beim Turnierplatz. Kein schriftlicher ‚Anschlag‘, aber auch kein Wort davon auf der Heimseite der Schloß Laxenburg Betriebsgesellschaft.
 
Eine besondere Veranstaltung, die so gar nichts mit Reiterei zu tun hat, fand am 6. September 1810 hier am Turnierplatz statt. Leset und staunet: Hier am Turnierplatz fand schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts die erste „Flugshow“ statt. In Österreich, in Laxenburg: ( à siehe Beitrag „Flugschau in Laxenburg“ )
 
Jakob Degens
erstes
Aufsteigen mit der Flugmaschine
in Verbindung mit dem Luftballe
ohne Leitschnur
unternommen
in Gegenwart und auf Kosten Sr. Majestät des Kaisers
aus dem Parke des k.k. Lustschlosses zu Laxenburg
 
 
... und so kommt ihr dort hin ...   (Wegstrecke ~ 1,3 km)
 
 
 
 
 
 
 
 

Dienstag, 19. April 2016

Die Marianneninsel


Die Marianneninsel



Fotografiert aus "Laxenburg, Juwel vor den Toren Wiens", Foto H.Suck

Wandert man im Schloßpark Laxenburg von der Fähre bei der Franzensburg aus in östlicher Richtung, immer entlang des Ufers des Schloßteichs, so kommt man logischerweise irgendwann an das Ende des Gewässers. Gegenüber einem schmalen Kanal sieht man eine dichtbewaldete Insel und ein wenig weiter vorne erkennt man das Wehr womit der Wasserstand im Teich reguliert werden kann. Sonst ist hier anscheinend nichts Besonderes zu sehen.
 
Und doch … Sogar in den Sommermonaten, wo dichtes Laub der zahlreichen Bäume und Sträucher auf der Insel den Einblick nahezu versperrt, kann man dort etwas Auffallendes feststellen. Durch Lücken im Blätterwald erkennt man, wenn auch nur schemenhaft, verfallenes Mauerwerk eines großen Gebäudes. Es sind die spärlichen Reste eines einst stattlichen Bauwerks: Des Mariannentempels.
 
Besichtigen kann man die Trümmer allerdings nicht. Die Ruine steht ja auf einer Insel, der Marianneninsel, und ist, zumindest im Sommer, vom ‚Festland‘ aus nicht zu erreichen.
 
Erst nach dem Ende der französischen Besatzung dachte Kaiser Franz I. wieder daran den Teich in Richtung Osten zu erweitern. 1809 jedenfalls bewilligte der Kaiser eine dementsprechende anfragende Bitte von Schloßhauptmann Riedl:
 
„Ich genehmige die in der Frage stehenden Arbeiten und ist nur dafür zu sorgen, daß der darauf präl. Kostenaufwand nicht allein nicht überschritten, sondern wo möglich noch daran gesparet werde. Franz m.p.“ 

(HHStA, OKäA, Kt.65, Nr. 193/1809, 28. Jänner 1809, Intimat an Riedl)
 
Die weiteren Aushubarbeiten (Exkavationen) für den Teich gingen aber nur zögerlich vonstatten. Ein von einem Hauptmann Viebeck gezeichneter Plan der Schloß- und Parkanlage Laxenburg aus dem Jahre 1813 zeigt zwar eine geringe Erweiterung der Wasserfläche, jedoch reichte sie noch lange nicht, wie geplant, bis zur östlichen Parkgrenze. 
 
Auf diesem ‚Gesamtplan von Schloss und Park mit den Sehenswürdigkeiten für die Besucher‘ von Viebeck aus dem Jahre 1813 scheint die Gegend östlich der Franzensburg scheinbar Festland zu sein. In Wirklichkeit ist dieses Land eine einzige riesige Insel, die ringsum von schmalen Kanälen umgeben ist.
 
Auf einem Plan von 1820 ist der Teich nach Osten hin zwar wesentlich erweitert, die Marianneninsel ist allerdings noch immer nicht vorhanden.
 
Kaiser Franz I. erteilte seinen Schloßhauptmann (Riedl) den mündlichen Befehl die jetzt noch bestehende ‚Insel‘ abzutragen, den Teich bis an die östliche Parkgrenze zu erweitern und dabei eine neue Insel auszusparen. Auf dieser Insel sollte dann ein ‚Fischerdorf‘ gebaut werden. Dieses sollte nach Anordnung des Kaisers aus vier ‚Schweizerhäusern' bestehen.  „… nämlich für Seine Majestät den Kaiser [Franz I.], für seine Kaiserliche Hoheit Erzherzog Ferdinand, Kronprinzen, für Sr. Kais. Hoh. Erzherzog Franz und für Sr. Kais. Hoh. Erzherzog Ludwig, das Ganze und der Benennung Ferdinandsdörfl, aufgeführt werden sollten.“ 

(HHStA, HAL 14, Marianneninsel, 1840)
 
Auf einem weiteren ‚Gesamtplan‘, datiert 1830 und signiert von einem Herrn Stumpcher erscheint die Marianneninsel bereits eingezeichnet. Auf der Insel ist auch das Fischerdorf, das „Ferdinandsdörfl“ angedeutet. Gebaut wurde es allerdings nie. Schon deshalb nicht, weil der Teich noch gar nicht so weitreichend ausgehoben war.
 
1835 starb Kaiser Franz I. und sein ältester Sohn folgte ihm als Kaiser Ferdinand I. auf den österreichischen Thron. Bereits 1837 gab der Kaiser den Befehl:
 
„Zur Bestreitung der Kosten eines im Laxenburger Parke zu führenden Baues, worüber Ich dem Schloßhauptmann Riedl Meine Genehmigung ertheilt habe, werden Sie demselben vom Monathe November 1837 an bis inclusive October 1840 monathlich den Betrag von fünfhundert Gulden Conv. Münze aus Meiner Privat Cassa gegen dessen Quittung erfolgen lassen. Ferdinand.“ 

(HHStA, GDPFF, ältere Reihe, Fasz. Blau 4, Konvolut Laxenburg -Vösendorf, fol. 165, 10. Oktober 1837 [Kt. 21])

Das war sozusagen der „Startschuß“, um den Schloßteich endgültig auszubauen und die neue Insel entstehen zu lassen. Diese Insel erhielt zu Ehren der Gattin Kaiser Ferdinand I., Kaiserin Maria Anna (Prinzessin von Sardinien-Piemont; *19.9.1803 in Rom, 4.5.1848 in Prag) den Namen Marianneninsel. 

Kaiser Ferdinand I. wolle allerdings auf dieser Insel kein Fischerdorf errichten, sondern ein seiner Gattin gewidmetes Lusthaus. Am 29. August 1840 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung für den zu errichtenden „Mariannentempel“, und am 27. Juli 1841 fand dessen festliche Eröffnung statt.
 
In meinem Besitz befindet sich eine Fotographie die zeigt wie dieses Gebäude 1923 von außen ausgesehen hat. Das Foto hat mir Hr. Dr. Weber (mein leider schon verstorbener ‚Hausherr‘, der auf dem Bild sogar selbst abgebildet ist) überlassen.


Mariannentempel 1923
Gerhard Dützele von Coeckelberghe (Das k.k. Lustschloß Laxenburg“, Wien, 1846) soll uns schildern wie es innen ausgesehen hat:
 
„Die bedeutendste neue Schöpfung im Parke ist der Pavillon auf der Marianen-Insel, zu Ehren Ihrer Majestät der regierenden Kaiserin also genannt. Dort, wo aus dem mit malerisch schönen Baumgruppen umkränzten Parksee, diese Insel, welche mittels einer Brücke mit dem Lande verbunden ist, sich ausdehnt, erhebt sich das Gebäude im gothischen Style. Es bildet ein längliches Viereck von der Höhe einer Etage, mit der symmetrisch schön geordnet und angelegten, dem Baustyle angemessenen, verzierten Facade gegen die kaiserl. Wohngebäude, mit der einen Flanke gegen die Ritterburg, mit der anderen gegen die Stadtseite gewandt; Fronte und Tiefe in gehöriger Proportion mit der Höhe, wie überhaupt der ganze Bau in allen seinen Dimensionen die richtigen Verhältnisse zeigt.
 
Von Außen gegen die Landseite gelangt man über Stufen durch das in der Mitte angebrachte schöne Portal in das Innere, welches in das Hauptschiff und zwei Seitengemächer rechts und links abgetheilt ist, und von der Vorderseite die Aussicht bietet auf die Gebirge, die in den Kahlen- und Leopoldsberg auslaufen; von der Rückseite über den See, nach der großen freien Ebene hin, die sich bis an die ungarische Grenze erstreckt. Der im Bogen gespannte Plafont ruht frei ohne Säulen-Unterstützung auf den Hauptmauern.
 
Der Landschafter Karl Geyling erhielt den Ruf, eine beträchtliche Anzahl von Gemälden auf Glas auszuführen, die an den Flügelthüren und Spitzbogenfenstern angebracht sind, z.B. den Dom zu St. Stephan, die Karlskirche, den Hof, hohen Markt und die Spinnerin am Kreuze nächst Wien. Das herrliche Holzgetäfel darin ist eine kostbare Antiquität; es befand sich bis zum Jahre 1820 in den alten Gilleis’schen und Auersperg’schen Freihäusern in der Herrengasse, woraus das heutige Nationalbankgebäude entstand, und wurde von dem k.k. Schloßhauptmann Riedl von Leuenstern hierher verehrt. In diesem Pavillon ist auch der schöne antike Mosaikboden, „Theseus und Ariadne” vorstellend, der von den Loiger Feldern bei Salzburg ausgehoben wurde, angebracht, und von seltener Schönheit ist die mit künstlichen Malereien geschmückte Sessel-Garnitur welche sein Ameulement bildet.“
 
Der von Coeckelberghe erwähnte Mosaikfußboden wurde 1888 wieder entfernt und in das Kunsthistorische Museum nach Wien gebracht. 

Überführung des antiken Mosaikfußbodens aus dem Pavillon auf der Marianneninsel zu Laxenburg nach Wien am 26. l.M. Wuede von der I. Gruppe der Kunsthistorischen Sammlung des Kaiserhauses übernommen. 30. Oktober 1888.
Das im Fußboden des Gartenpavillons auf der Marianneninsel eingelassene römische Mosaik wurde in 23 Stücken übernommen. Kunsthistorische Sammlung 1888.
Da nun der Saal, in dessen Fußboden obiges Mosaik einzufügen bestimmt ist, seiner Vollendung entgegen geht, erscheint es wünschenswert, die Arbeiten zur Übertragung dieses Kunstwerkes in der noch günstigen Jahreszeit – jedenfalls vor Eintritt des Frostes – durchzuführen. 31. Oktober 1888. Oberstkämmerer Trauttmannsdorf. Zur Einleitung bezüglicher Arbeiten wäre es jedoch vorerst notwendig zu konstatieren, in welcher Weise der Mosaikfußboden gelegt und wie dessen Unterbau beschaffen ist, wozu die Aushebung eines kurzen Stückes des das alte Mosaik umgebenden, ohnedies schon defekten imitierten Mosaikfußbodens erforderlich wird. (Datum s.o.)

(HHSTA. OMeA, Kt. 1150, r. 43/C/2 ex 1888)

Ebenfalls entfernt wurden 1901 die Bleikristalluster, die in das Hofmobilien-Depot in Wien überführt wurden. 1903 wurden weitere Kunstgegenstände aus dem Mariannentempel entfernt: „… die in der hieramtlichen Kanzlei deponierten bemalten Türglastafeln vom Marianneninsel – Pavillon an das Hof – Mobilien und Material Depot gesendet.“ 

(HHSTA. OmeA, 1903, r.43/C/9, Z. 809

  
Ausschnitt aus Kartenplan von 1873


Wenn wir so am Ufer stehen und zur Insel hinübersehen, dann fragen wir uns vielleicht, wie man einst trockenen Fußes dort hinüber zum Mariannentempel gekommen sein mag. Coeckelberghe hat es in seiner Beschreibung schon erwähnt und ein kleiner Ausschnitt aus einem Plan von 1873 (Gradkartenblatt Zone 13 Colonne XV Section c1) zeigt es uns. Etwa bei der schmalsten Distanz zwischen Ufer und Insel befand sich einst eine Brücke.
 
Bedenkt man die von Herrn Coeckelberghe erwähnte kostbare Ausstattung des Mariannentempels, so ist es kaum verwunderlich, daß es nicht lange dauerte, bis der folgende Antrag gestellt wurde:
…“Es war schon längst im Antrage, daß der gegen Achau ganz freien Begränzung des Laxenburger Parkes zur Hinanhaltung des schon oft wegen leichter Zugänglichkeit und Mangel an nächtlicher Aufsicht Statt gefundenen Frevels an edlen, kostbaren Bäumen und Gesträuchern ein Wachhaus errichtet werde, welches Erforderniß nunmehr wegen dem auf Anschaffung an jener äußersten Begränzung im Bau befindlichen neuen Gartengebäude, welches mit kostbaren Meubeln eingerichtet wird, um so unerläßlicher ist, als man erst am jüngst verflossenen Samstag, den 20. März l.J. eine beabsichtigte Entfremdung am Bau- und Gerüsthölzern entdeckte, und nachdem dieses Gebäude nach dem Ah. Willen Sr. Majestät bis zu dem im Monate Juli d. J. eintretenden Ah. Feste Ihrer Majestät der Kaiserin vollständig hergestellet und meublieret seyn soll, so ist zur Schützung dieses Gebäudes, der kostbaren Meublirung und der neuen Gartenanlage höchst nötig, daß das pro anno 1842 präliminierte Wachhaus noch im gegenwärtigen Jahre, und zwar so bald als wie möglich hergestellet werde.“
 
Das untenstehende Photo ist im Winter 2001/2002 entstanden. Es zeigt recht eindrucksvoll den inzwischen sehr weit fortgeschrittenen Verfall des einst so berühmten Gebäudes.

Ruine Winter 2001 / 2002


Im Jahre 2004 schien mögliche Rettung für das Gebäude in Sicht zu sein. Die TU Wien, in Zusammenarbeit mit der Schloß Laxenburg Betriebsgesellschaft und dem Bundesdenkmalamt, erstellte eine Studie unter dem Motto: „Ein Dach für die Marianneninsel“, „Romantische Bauten auf der Marianneninsel“ (G. Esser, K. Tielsch, Y. Amino, u. andere et al.: "Ein Dach für die Marianneninsel - Studierende bauen 1:1"  und „Romantische Bauten auf der Marianneninsel - Rückblick und Ausblick“). Studenten beiderlei Geschlechts der Technischen Universität Wien arbeiteten zwei Wochen lang, begutachteten, vermaßen und erstellten sogar so was wie einen Sanierungsplan, der dann im März 2005 publikumswirksam und in großen Stile im Museum Laxenburg präsentiert wurde. Das war 2005.
 
2016 gibt es noch immer kein Dach für den Mariannentempel und eine Sanierung ist erst recht nicht in Sicht. Das Gebäude ist dem weiteren Verfall preisgegeben.
 
Schade eigentlich, besonders, wenn man die optimistische Zusammenfassung von Arch. Dipl.-Ing. Dr.techn Gerold Esser liest! (Gerold Esser, „Der „Mariannentempel“ im Schlosspark Laxenburg – Eine Bestandsaufnahme“)
 
Einige kleine Zitate daraus:
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„Der Pavillon auf der Marianneninsel, der so genannte "Mariannentempel", ist eine der nach verheerenden Kriegsauswirkungen noch immer in beklagenswertem Zustand dahinvegetierenden Gartenarchitekturen im Park des kaiserlichen Lustschlosses in Laxenburg vor den Toren Wiens (Abb. 606). Als letzte größere Baumaßnahme im Bereich der von Kaiser Franz im Geiste romantischer Rückbesinnung weitgehend umgesetzten und nach dessen Tod im Jahre 1835 vollendeten Parkerweiterung gegen Achau, stellt der Gartenpavillon ein architektonisches Juwel im Stile der späten "Laxenburger Gotik" dar. Seine kurze Bau- und Nutzungsgeschichte läßt sich - soweit bekannt -in wenigen Sätzen zusammenfassen: Nach Erweiterung der Teichlandschaft am äußersten östlichen Ende des Gartens entsteht hier ab 1837 eine kleine, auf Plänen der 1820er Jahre beruhende Insel. Der Architekt des wenig später auf der Insel errichteten Bauwerks ist nicht überliefert. Als sein Schöpfer kann aber wegen der gegenwärtig nicht belegten Zuordnung bekannter Architektennamen dieser Zeit nur der langjährige und verdiente Schloßhauptmann Michael Sebastian Riedl von Leuenstern selbst angenommen werden, der im Übrigen ja auch als der Erbauer der Franzensburg gilt. „
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„Dank einer 2004/2005 mit Studierenden der Architektur durchgeführten Bauaufnahme der Technischen Universität Wien liegt nunmehr eine vollständige Baudokumentation des Gartenpavillons vor (Abb. 607). Sie hat vor allem eines gezeigt: Das Bauwerk präsentiert sich heute wegen seiner herausragenden bautechnischen Qualität in einem - gemessen an den Verhältnissen - guten Zustand und ist auf Grund der Fülle der erhaltenen Bau- und Ausstattungsdetails sowie einer außergewöhnlich dichten Planlage in nahezu all seinen Einzelheiten rekonstruierbar.“ 
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Als besonderer Glücksfall kann das Vorhandensein gleich zweier vollständiger Plansätze gelten, welche das Gebäude in Verbindung mit der durch die TU Wien erstellten Bauaufnahme in seinen verschieden Planungs- und Nutzungsphasen dokumentieren. Die chronologisch früheste, sechsteilige Planserie kann auf Grund ihres großen Maßstabs, der genauen Vermaßung in den Einheiten Wiener Klafter, Fuß und Zoll, sowie der technischen Zeichensprache als Bauplan angesehen werden (Abb. 608). Ihre nahezu korrekte geometrische Übereinstimmung mit den Zeichnungen von 2005 belegt ein definitives Planungsstadium kurz vor der Realisierung.
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Die Vielzahl an teils noch vorhandenen, teils rekonstruierbaren Bau- und Ausstattungsdetails sowie die perfekt konservierte tragende Bausubstanz lassen damit die wünschenswerte Sicherung und denkmallgerechte Restaurierung des kleinen Gartenpavillons der Maria Anna in Laxenburg als lohnenswert und machbar erscheinen. Das durch TU Wien, Bundesdenkmalamt und die Schloß Laxenburg Betriebsgesellschaft bekundete Interesse und Engagement für ein solches Vorhaben rücken seine Erhaltung - bei entsprechender Förderung durch die öffentliche Hand - in greifbare Nähe.
Diese im abschließenden Absatz bekundete Zuversicht einer denkmalgerechten Restaurierung ist inzwischen auch schon wieder über ein Jahrzehnt alt…..

... und so kommt ihr dort hin:     Fähre → Marianneninsel  ~ 750m




Impressionen: