Die Marmor-Büste, die auf einem grauen Granitsockel steht, ist ein Werk des Bildhauers Giovanni Battista Comolli (* Valenza (Piemont), 1775; † Mailand, 1830) und sie wurde der Kaiserin Karoline Auguste, der vierten Gattin Kaiser Franz I., von der Stadt Mailand geschenkt. Errichtet wurde das Denkmal im Schloßpark Laxenburg allerdings erst im Jahre 1836, ein Jahr nach dem Tode des Kaisers. Als Standort für ein Denkmal Kaiser Franz I. stand dieser Platz allerdings schon weit früher fest.
Die „Wiener
Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode“ veröffentlichte in ihrer Ausgabe Nr. 118 bereits am 2.
Oktober 1827 einen Bericht von Franz Carl Weidmann: „Das Kaiserl. Königl.
Lustschloß und der Park Laxenburg“. Dort schreibt Herr F.C. Weidmann:
„Hat man nun auf dem angedeuteten
Weg die Allee verfolgt, und die hier über den, durch den Garten strömenden
Schwechatbach führende Brücke überschritten, so steht man auf einem kleinen
freyen Platze, von welchem sich rechts und links Wege schlängeln. Hier findet
man auf unserem Plane angedeutet: Monument Sr. Majestät. Selbes ist in diesem
Augenblicke noch nicht aufgestellt, sondern wir haben es in dem Plane
anticipirt. Ihre Majestät die Kaiserin haben nemlich von der Stadt Mailand eine
treffliche kolossale Büste Sr. Majestät des Kaisers in carrarischem Marmor zum
Geschenk erhalten, welche zur Aufstellung an dem oben erwähnten Platze bestimmt
wurde, und eine neue Zierde des Parkes bilden wird.“
Ausschnitt aus Plan bei Weidmann |
Auf dem Sockel der
die Büste des Kaisers trägt sind Beschriftungen angebracht. Auf der Vorderseite
ist zu lesen wem die Statue gewidmet ist:
… und auf der
Rückseite würdigt die trauernden Witwe Caroline Auguste (vierte Gemahlin des
Kaisers) die Begeisterung ihres verstorbenen Gatten für diesen Park mit den
Worten:
Zum Glück brauch
ich meine nur mehr in homöopathischen Dosen vorhandenen Kenntnisse der
lateinischen Sprache nicht zu bemühen, denn es gab freundliche Leute, die die
Beschriftung auf dem Granitsockel übersetzt haben.
Vorne steht also: „Franz,
Kaiser von Österreich, geboren in Florenz am 12. Februar 1768, gestorben zu
Wien am 2. März 1835.“
Und auf der
Rückseite: „Dem
wahrhaft weisen hochsinnigen Kaiser, welcher sich in diese, von ihm wunderbar
gepflegten Gärten von den Regierungsgeschäften zu Erholung zurückzog. Er kannte
die Namen und Abstammung der Pflanzen und Bäume. Sein frommer und einfacher
Sinn pflegte sich an der Naturschönheit seines Aufenthaltsortes und an den
ländlichen Unterhaltungen zu ergötzen. Die über seinen Tod tiefbetrübte
Gemahlin Karoline Augusta“.
Nun bin ich ja nicht wirklich ein Freund der Monarchie. Aber…
Um der Wahrheit die Ehre zu geben, mein
Laxenburg wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ohne die
Einflußnahme des Hauses Habsburg weit weniger attraktiv für Besucher aus, nun
ja, aus aller Welt (und auch für mich J). Es gäbe keine Schlösser, keine Ritterburg, keine
Palais und wahrscheinlich auch keine internationalen Institute (IIASA = Internationales Institut für angewandte Systemanalyse, und IACA = International Anti Corruption Academy). Vor allem aber gäbe es nicht
diesen bezaubernden Schloßpark, in dem ich mehrmals in der Woche meine Runden drehen
darf!
Und genau dieser Schloßpark ist es doch, der Besucher aus
Nah und Fern hierher in dieses wunderschöne Laxenburg lockt. Manche werden vielleicht
nur eine mehr, oder minder ausgedehnte Wanderung durch die faszinierende
Landschaft des Schloßparks unternehmen wollen. Die meisten Besucher werden aber
von zwei Attraktionen wie von einem Magnet angezogen: Sie wollen am Schloßteich „Schifferlfahren“
und viele von ihnen wollen auch eine „Ritterburg“, die Franzensburg
besichtigen.
Und wer hat's erfunden? Richtig! Kaiser Franz II. / I. ß Link zu
„Die Welt der Habsburger“
Durch einen Park wandern (sollte es überhaupt einen solchen,
und wenn ja in dieser mächtigen Dimension geben), das könnten diese
Besucher wahrscheinlich allemal. Aber Bootfahren auf einem Schloßteich, eine
„Ritterburg“, die Franzensburg besichtigen, das könnten sie definitiv nicht.
Das könnten natürlich auch wir „Hiesigen“ und unsere Nachfahren nicht, hätte es
nicht diesen Kaiser Franz I. gegeben. Sowohl der große Teich, als auch die
Franzensburg wurden ja unter seiner Regentschaft erdacht, geplant und auch
errichtet. Wenn ich so durch den wunderschönen Schloßpark spaziere, dann frage
ich mich schon mitunter: Wie würde der Schloßpark Laxenburg heute aussehen ohne
die „Bauwut“ dieses Kaisers, ohne die schrulligen Ideen seiner zweiten Gattin, der
Kaiserin Maria Theresia von Bourbon-Neapel, sowie ohne des Einfallsreichtums
und der Tatkraft seines arbeitsamen Schloßhauptmannes, des Johann MichaelRiedl, Edler von Leuenstern?
"Das Monument", Denkmal Franz I. |
Nicht alleine der Schloßteich und die Franzensburg, auch der
sogenannte „Rittergau“ mit Rittergruft, Rittersäule, mit Grotte, gotischer
Brücke und Turnierplatz wurden damals „erfunden“ und verwirklicht.
Nicht nur Franz II./I., auch Kaiserin Marie Therese, seine
zweite Gemahlin, hatte ganz wesentlichen Anteil am Konzept und der
Ausgestaltung des Parks. So skurrile Anlagen wie das ‚Fischerdörfl‘
am Forstmeisterkanal, die ‚Einsiedelei‘, aber auch das damals weit über die
Grenzen des Landes berühmte ‚Haus der Laune‘, sollen von ihr erdacht, ihre
„Erfindungen gewesen sein. Leider ist von all den kuriosen Bauten heute, mit
Ausnahme der Ruine des ehemaligen Hauses
der Laune, nichts mehr zu sehen.
Ein leereres Staatssäckel ist offensichtlich keine
Besonderheit der neueren Zeit. Offenbar hatte damals auch ein Kaiser (wenn auch
wegen anderer Ursachen) unter den finanziellen Nöten der Staatskasse, aber auch
unter der Gemächlichkeit seines eigenen Beamtenapparates zu leiden.
Franz II./I. nahm also kurzerhand so etwas wie eine
„Privatisierung“ vor, um seine zahlreichen baulichen Vorhaben im Schloßpark zu
beschleunigen. In der „Monographie des kaiserlichen
Lustschlosses Laxenburg“, von Quirin Ritter von Leitner, kann man es
nachlesen:
„Um die Neuanlage des Parkes
rascher durchführen zu können, befahl der Kaiser am 2. März 1794, die Herrschaft
Laxenburg aus kaiserlichen Privatmitteln anzukaufen und dem geheimen Kammer
Zahlmeister Hofrath Mayer zur künftigen Administrirung zu übergeben. Der
formelle Abschluss des Kaufcontractes erfolgte erst am 2. Juli 1797. (k.k.
Hofkammer Archiv)
Mit der speciellen
Amtsführung in Laxenburg wurde vorläufig der Cassier am geheimen Kammer‑Zahlamte,
Michael Riedl betraut, und derselbe später zum wirklichen Schlosshauptmann
ernannt. Den Park von Laxenburg mit seinen mannichfachen Zierbauten schuf der
Kaiser zum grössten Theil bereits in den beiden ersten Decennien seiner
Regierung. Nicht geringer Antheil an diesen prachtvollen Schöpfungen fällt auf
des Kaisers zweite Gemahlin, die schöne, lebensfrohe Kaiserin Maria Theresia.
So lange sie lebte, war Laxenburg der stetige Sommeraufenthalt der
allerhöchsten Herrschaft. Jedes Jahr wusste der Kaiser seine Gemahlin mit einer
neuen Anlage (k. k. Oberstkämmerer Amts Registratur 1808, Nr.
1962.) oder
mit neuen Verschönerungen des Gartens zu überraschen.“
Ein feiner, allerdings sehr bemerkenswerter Unterschied zu
der heute üblichen Art etwas zu 'privatisieren' soll jedoch keinesfalls unerwähnt
bleiben: Quirin Leitner schreibt weiter:
„Als die Bauten
beendet waren, übertrug der Kaiser mittels Handschreibens an den Fürsten
Trautmannsdorf vom 11. Juni 1811 das Schloss und den Park von Laxenburg,
"mit Ausnahme der in der Franzensburg befindlichen Prätiosen, Wagen und
sonstigen Alterthümer", wieder an den Kameral‑Aerarium zurück.“ (k. k. Obersthofmeister Amts Registratur, Patrimonial
Acten 1811, Nr. 316, und Oberstkämmerer Amts Registratur 1811, Nr. 1851.)
An genau diesem Platz, wo heute das Monument des Kaiser
Franz I. steht, befand sich einst eine der skurrilen „Erfindungen“ der Kaiserin
Marie Therese: Die „Einsiedelei“. Errichtet wurde diese „Eremitage“ 1798 nach einen
Entwurf des Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg. In ihrer
ursprünglichen Form bestand sie bis zum Jahre 1809. Damals fiel diese Staffage
den siegreichen Soldaten Napoleon’s zum Opfer.
Laurenz Janscha, Einsiedelei in
Laxenburg, um 1800, Geza Hajos, Der malerische Landschaftspark in
Laxenburg, Seite 173, Photo H. Suck |
So also hat diese ‚Einsiedelei‘ damals, so etwa um die Wende
vom 18. zum 19. Jahrhundert ausgesehen.
Natürlich hauste in dieser Einsiedelei niemals wirklich ein
Eremit. Auch als Ort der inneren Besinnung und des Gebetes scheint die
Einsiedelei wenig geeignet gewesen zu sein, wie in diversen Beschreibungen
dieser Zeit darüber zu lesen ist.
Wer könnte uns besser über das Aussehen und die
Eigentümlichkeiten dieser Einsiedelei erzählen als ein Zeit- und Augenzeuge.
Lassen wir also (wieder einmal) Franz de Paula Gaheis zu Worte kommen, der 1801
in seinen „Wanderungen
und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien“ diese Einsiedelei wie
folgt beschrieben hat:
Nach
Tisch gingen wir, von unserem Führer geleitet, den noch übrigen Theil des
Parkes zu besehen. Wir wendeten uns links bey dem Uhlenfeldischen Gebäude
hinüber. Das erste worauf wir kamen, war die Einsiedeley.
Unter
einem ärmlichen Dache ruhen auf Steinfelsen 2 Einsiedler in Lebensgröße, einer
in bethender, der andere in sammelnder Stellung. Auf einer Tafel lieset man die
Aufschrift:
Jehova! Du bist
unermessen, Und was du thust, ist wohl gethan ;
Du hast nicht deines
Knechts vergessen, Hier kniet er, und bethet an.
Auch dieser als Aufschrift angebrachte bedenkungsvolle Spruch erhielt allgemeinen Beyfall:
Mensch, König der
Erde, Meisterstück der Schöpfung,
Von Gottes Hand
beseelt, fühle deine hohe Bestimmung.
|
Das
Gebäude umschließt ein Blumen- und Pflanzengärtchen, in welchem ein
starkberindeter Brunnen steht. Über dem Eingang ist die Inschrift: Beata
solitudo.
Wir
kamen links in die Zelle des Eremiten. Durch einen Tritt auf die Thürschwelle
fährt mittels eines künstlichen Mechanismus der sitzende Einsiedler plötzlich
in Lebensgröße in die Höhe. Das macht auf jene, die nicht davon präventirt
sind, einen heftigen Eindruck. Das Gesicht, von Wachs gegossen, ist
characteristisch gemacht, und verräht beym ersten Anblick die kunstreiche Hand
des Besitzers der Kunstgallerie am rothen Thurm. Einige aus der Gesellschaft
wollten sich niederlassen; alleine die Sesseln fingen zu pfeifen an, und die
Sofa sank als zerbrochen abwärts. Eines schrie, das andere erschrak, die
meisten lachten. Plötzlich spielt die Wanduhr die schönsten Stücke. Der Zelle
gegenüber ist die Kirche des Einsiedlers, mit allen Geräthen versehen. Im
Mittelzimmer ist vor dem Bild des heiligen Franciscus ein Bethschemmel. Kaum
kniet man sich darauf, so springt das Bild in Gestalt zwyer Fensterflügel
auseinander, und eine reizend schöne weibliche Gottheit: die Beständigkeit, mit
Blumen geziert, erscheint dem erstaunten Augen. Auf einer Vase ist der Nahme
Constantia zu lesen. Daß auch dieses Götterbild den gräflichen Künstler zum
Schöpfer hatte, wird dem Kenner nicht entgehen. Die ganze Anlage ist ein Werk
des berühmten k.k. Hof-Architecten v. Hochenberg.
Auch Josef Widemann beschrieb die ‚Einsiedelei‘ in seinem
Büchlein „Mahlerische
Steifzüge durch die interessantesten Gegenden um Wien“ im Jahre 1805
auf recht ähnliche Weise.
Lange konnte man also dieses kuriose Werk nicht bewundern.
Erst in den späten neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts errichtet, war es 1809
durch die Franzosen Großteils zerstört, und bereits 1810 befahl Kaiser Franz I.
„Die
Kastanienallee beim Blauen Hof wird bis zum sogenannten Aubach [Schwechat]
mit Kastanienbäumen verlängert. Auf dem Platze, wo die Einsiedelei stand, wird
eine Rundung gemacht, welche mit Platanen bepflanzt wird. Von dieser Rundung
aus wird eine Kommunikation mit der rückwärts schon bestehenden
Hauptgartenstraße, welche zum Ritterschloß und zur gotischen Brücke führt,
hergestellt. …“ (HHSTA, SHLB, Fasz. 12
(alt), Nr. 27/1810, 7. September 1810).
Planausschnitt "Gradkartenblatt" aus dem Jahre 1873 |
Wesentlich pietätvoller, dem religiösen Charakter einer
Ermitage eher angemessen, wurde später unweit der Orangerie, am Hahnenbach
gelegen, eine einfache, aus Holz gebaute Einsiedelei errichtet, die noch zur
Zeit des ersten Weltkrieges bestanden haben soll. Der Ausschnitt aus dem
„Gradkartenblatt Zone 13 Colonne XV Section c1“ aus dem Jahre 1873 zeigt den
Standort der „neuen“ Einsiedelei. Man kann die Orangerie und den Verlauf des
Hahnenbaches erkennen. Ein interessantes Dokument mit Details über die Wasserzufuhr
zu diesem künstlich abgelegten Hahnenbach, früher auch als „Gränzbach“
bezeichnet, findet sich im Haus Hof und Staatsarchiv. (HHStA, OMeA, Kt.396, r.43/11/8 aus 1833, 4. Dezember 1833)
„Den Gränzbach des Laxenburger
Parkes in der blauen Hof-Gartenparthie zunächst dem Wohngebäude Ihrer
Majestaeten von dem Birkenhügel längst der sogenannten Hahnenwiese abwärts bis
zu dessen Einmündung in den durch den Park fließenden Aubacharm zunächst der
Gartenmayerey hat ungeachtet der alljährlichen Räumung fortan die Ansicht einer
stehenden unreinen und der Gesundheit höchst nachtheiligen Pfütze, weil
einerseits der Zufluß des Wassers, welches zur Speisung dieses Baches mittels
eines hinterhalb des blauen Hofes angelegten kleinen Kanals, aus dem an den
Gärtchen Ihrer Majestaet der Kaiserin vorüber fließenden Mühl- oder sogenannten
Pferdeschwemmbache abgeleitet wird, zu gering ist und weil der Bach
andererseits eine zu große breite und keinen gehörigen Abfall hat.
Seine Majestaet haben sich
hierdurch bei Allerhöchst Ihrem heurigen Sommeraufenthalte in Laxenburg bewogen
gefunden anzubefehlen, diesem Bache bis zum künftigen Frühjahre noch vor der
Ankunft des allerhöchsten Hofes einen vermehrten Wasserzufluß und den
erforderlichen Abzug zur gänzlichen Beseitigung jenes Uibelstandes zu
verschaffen…“
Die Lösung des Problems wurde so angedacht:
„ … kann nur durch Zuleitung eines
vermehrten Wasserzuflußes und durch eine angemessene Verengung des gedachten
Gränzbaches gehörig entsprochen werden. Zur Erzielung dessen mußte das an dem
blauen Hofe unterirdisch vorbeifließende Kanalwasser durch Herstellung eines
gemauerten mit Bruchsteinplatten gedeckten und in dem oben erwähnten kleinen
Rinnsal, mittelst welchen der Gränzbach bisher mit Wasser gespeist wurde, sich
einmündenden Kanals abgeleitet und das Flußbett des Gränzbaches auf eine dem
vermehrten Wasserzufluße angemessenen Breite verengt, die beidseitigen Ufer
gehörig beschlächtet und gepöschet werden, …“
Ehemalige "Orangerie", jetzt Firma Lederleitner |
… und dort steht das
Denkmal …
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