Rittergruft
Rittergruft |
Gleich am Beginn
des Bereiches im Schloßpark Laxenburg der „Rittergau“ benannt wird, steht die sogenannte
Rittergruft. Also ich persönlich finde ja nicht, daß dieses Bauwerk besonders unproportioniert
aussieht, aber Herr Otto Benesch (*1896 in Ebenfurth, NÖ; † 1964, Wien; österreichischer
Kunsthistoriker) ist da anderer Meinung. Er schreibt in der
Broschüre „Das Lustschloss Laxenburg bei Wien“, (erschienen 1920 im Verlag Hölzel) über seinen
Eindruck von der Rittergruft: Sie, also die Rittergruft würde aussehen: „… fast so, als wäre das
Gebäude ein wenig in den Boden versunken.“
Das ist sie allerdings
keineswegs, also ins Erdreich gesunken. Diese „Gruft“ hat ihre äußere Form seit
ihrer Erbauung (um 1790) nicht verändert. Weil man den Begriff „Gruft“ weniger
mit der von der Caritas in Wien betriebenen sozialen Einrichtung für obdachlose
Menschen assoziiert, sondern dabei eher an einen Ort zur Bestattung
verstorbener Menschen denkt, sei anzumerken, daß in der Rittergruft im
Schloßpark Laxenburg niemals ein Mensch, weder Bauer, noch Bürger, kein Knappe
und erst recht kein Ritter beerdigt war (oder ist).
Zugegeben, heute
sieht diese „Begräbniskapelle“ freilich irgendwie schäbig, öde und leer aus. Ganz
anders stellt sie sich aber auf einem wunderschönen Hinterglasbild in der
„Neuen Vogtei“ (das ist ein Trakt der Franzensburg) dar. Dort kann man die
Rittergruft in ihrer damaligen, vollendeten Schönheit bewundern.
Auch durch die untenstehende
Lithographie von Johann Rupp bekommen wir eine ungefähre Vorstellung davon, wie
großartig diese „Rittergruft“ einst ausgesehen hat. Für eine detailreiche
Beschreibung will ich Herrn Franz Carl Weidmann bemühen, der in seinem Bericht
„Die
Umgebungen Wiens, historisch – malerisch geschildert“ im Jahre 1853 geschrieben hat:
„Wir überschreiten nun den Bach (Herr Weidmann meint den
kleinen, künstlich angelegten Bach, der über eine weite Strecke durch Wiesen
und kleine Waldungen fliest und dafür sorgt, daß überfließendes Wasser aus dem
Goldfischteich zur Schwechat geleitet wird), und stehen dann in dem sogenannten Rittergau, unstreitig die merkwürdigsthe Parthie des
Parkes. Wir erblicken in demselben zuvörderst die Begräbniskapelle
oder sogenannte Rittergruft. Sie birgt höchst sehenswerthe Kunstwerke. Die
Kapelle ist im altdeutschen Style erbaut, 20 Fuß lang, 8 Fuß breit, vorne mit
einem Gitter verschlossen, welches den Einblick gestattet. Über dem Portale
zeigt sich das österreichisch-spanische Wappen, eine Steinmetzarbeit des XV.
Jh., aus dem Reichsarchiv hierher gebracht. Im Hintergrund der Kapelle fesselt
den Blick zuerst durch Glanz und Schimmer ein herrliches Glasgemälde, aus der
Pfarrkirche in Stadt-Steyr hierher versetzt, 6 Fuß hoch, 3 Fuß breit, aus dem
XV. Jh. Stammend. Die Darstellung ist die Geburt Christi.
Die Arbeit ist trefflich; das Ganze
gehört zu den schönsten uns erhaltenen Glasmalereien. Besonders im Lichte der
sinkenden Sonne wirkt der Farbenglanz wahrhaftig magisch. Außerdem befinden
sich an den Wänden der Kapelle herrliche altdeutsche Oelgemälde. Vier
derselben, angeblich von Lukas Cranach, wofür indessen keine Gewähr existiert,
für alle Fälle aber von einem ausgezeichneten Meister.
Links sieht man die heilige Katharina, rechts die heilige Barbara, am
rückwärtigen Theile der Kapelle zwei Darstellungen der Anbetung des
neugeborenen Heilands. Vier andere, aber noch ältere, Gemälde stellen Momente
aus dem Leben der heiligen Jungfrau dar, nämlich den englischen Gruß, Christi
Geburt, die Anbetung der Könige und die schmerzhafte Mutter. Auf dem Boden der
Kapelle liegt ein Grabstein, aus Mauerbach hierher gebracht, mit der Inschrift:
“Anno Domini XCCCCXI
IVKal. Arili Obiit venerabilis vir
Dominus Leonhardus Gebert.Patronus et presbyter
Ecclesiae
Canonicus et Plebaunus in Laa, Fudator hujus
Capellae,
cujusAnima
reauiesscat in pace.”
"Rittergruft in Laxenburg", Lithographie von Johann Rupp, um 1825; Kultur und Museumsverein Laxenburg; Foto H. Suck |
Die Korrektheit der
Wiedergabe der Inschrift durch Herrn F.C. Weidmann darf jedoch mit Recht
bezweifelt werden. Sowohl die Schreibweise des Sterbejahres, als auch der Name
des Verstorbenen gibt Rätsel auf. Auf der jetzt in der Ritterburg aufgestellten
Grabtafel ist vieles nicht mehr lesbar. Eine Zahl XCCCCXI ist in römischer
Schreibweise nach meinen Recherchen jedenfalls nicht möglich. Mehrere Quellen
geben als Namen des Toten einen 1411 verstorbenen Dr. Leonhard Schauer, Rektor
an der Universität Wien an. Somit müßte die Jahreszahl MCCCCXI, und der Name
Leonhardus Schauer lauten.
Das Innere der Rittergruft ist heute völlig leer. Die im
rückwärtigen Teil eingezogene Zwischenwand, in der das erwähnte Glasbild
eingelassen war, existiert nicht mehr. Die Bilder an den Wänden sind ebenfalls
nicht mehr vorhanden und auch die am Boden eingelassene Grabplatte hat ein
anderes Domizil erhalten: Sie befindet sich jetzt stehend an einer Wand im
äußeren Burghof der Franzensburg. Auch vom Habsburg–Lothringischen Wappen ist
nichts mehr geblieben als der Mauerhaken, an dem es einst aufgehängt war.
Über den Verbleib des Wappens am Portal, der sicher
wertvollen Glasmalerei und all der Bilder ist mir leider nichts bekannt.
Abgesehen von der zuvor erwähnten, im Boden der „Gruft“
eingefügten Grabplatte, hat ein winziges Detail all die Jahre überdauert.
Lediglich ein sehr kleiner Teil einer Malerei, aber absolut interessant.
Wir müssen dazu auf die Rückseite der Gruft gehen, um dieses
Fragment zu entdecken. Es ist eigentlich unscheinbar. Doch dieser kleine
Ausschnitt zeigt die Bemalung der Wände, die einst wahrscheinlich das gesamte
Gewölbe der Gruft geziert hat.
Detail restlicher Malerei in der Rittergruft |
Interessant ist sicherlich noch eine Textstelle die ich bei
Franz de Paula Gaheis in seiner Beschreibung von der Rittergruft gefunden habe.
Dort schreibt Herr Gaheis:
„... Das unter demselben (es ist das Glasbild in der Zwischenwand gemeint) vormahls
durchlaufende Wasser hat nun weit weg eine andere Richtung erhalten.“
Welches Wasser das
gewesen sein mag? Es ist nur eine Vermutung, aber es könnte dieser künstliche
Bach gewesen sein, den wir, um zu dieser „Rittergruft“ zu gelangen, vor kurzem
erst überschritten haben.
Jetzt mündet dieser
Bach etwa in Höhe der Kläranlage von Laxenburg
in die Schwechat.
Grabplatte aus der Rittergruft |
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