der Goldfischteich ?
Vielleicht haben Sie auf einem der an mehreren markanten
Stellen aufgestellten Lage-Plänen vom Schloßpark Laxenburg die Position
gelesen: „Goldfischteich“. Der Name alleine klingt schon gut und verspricht
einen Teich anzutreffen, in dem sich diese wunderschönen, unterschiedlich
gefärbten, roten, goldfarbigen, zumindest aber bunt gefärbten Fische aus der
Spezies der Karpfenfische tummeln.
Wenn ich wieder einmal am Ufer des Teiches stehe, oder aber,
was in neuerer Zeit immer öfter der Fall ist auf dem Bänkchen unter einer
riesigen Blutbuche ein wenig Rast halte, dann sehe ich fast nur Wildenten
herumschwimmen und, wenn ich im Frühling nahe genug am Wasser stehe, Kröten bei
unterschiedlichen Betätigungen. Aber es gibt auch Fische in diesem romantischen
Teich. Das kann ich bestätigen. Und mitunter, man muß halt Geduld haben und das
Wasser aufmerksam beobachten, dann sind sie auch zu sehen. Die Fische. Relativ
große Fische. Aber ob das Goldfische sind? Oder eher Karpfen? Ich weiß es nicht
wirklich. Was Fische betrifft … kulinarisch, da kann ich ja durchaus ein wenig
mitreden, aber auf zoologischen Gebiet …
Es ist schon wieder einige Zeit her, da konnte ich einige
Jahre lang in der warmen Jahreszeit auch ein Laufenten-Pärchen hier beim
Goldfischteich beobachten. Die hatten dort ihren bevorzugten Aufenthaltsplatz.
Oft sah ich sie auf den Zugangswegen auf der Jagd nach ‚Nacktschnecken‘, doch
zumeist bevorzugten sie doch die Versorgung mit mitgebrachter (nicht
tierischer) Nahrung.
Goldfischteich … Ist Ihnen, ist Euch am ersten Foto dieses sonderbare,
mehreckige „Postament“ im rückwärtigen Teil des Teiches aufgefallen? Ich zeig
es nochmals aus der Nähe:
Das ist zwar nicht der originale Sockel auf dem einst, zur
Zeit Kaiser Franz II./I. eines der „merkwürdigen“ (im Sinne von „würdig es sich
zu merken“) Objekte gestanden hat: Der „Chinesische Pavillon“. Der „Unterbau“
des Chinesischen Pavillon war ein Gestell aus Holz, wie man auf der Zeichnung
von Lorenz Janscha sehr gut erkennen kann.
Quelle: ‚Der
malerische Landschaftspark in Laxenburg bei Wien‘ Géza Hajós, Seite 176. Laurenz
Janscha, „Chinesischer Pavillon in Laxenburg", um 1800; Foto H. Suck
|
Auch den Teich bezeichnete man damals als „Chinesischer
Teich“. Eben wegen des kuriosen Pavillons der auf einen Sockel im Wasser stand
und durch eine ‚anmutig geschwungene‘ Brücke erreichbar war. Gebaut hat diesen
schrulligen Pavillon samt Brücke der Hoftischler Hanold nach Plänen des
Architekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg in den letzten Jahren des
18. Jahrhunderts. Wie er damals (1801) ausgesehen hat, lassen wir uns von einem
Augenzeugen erzählen, von Herrn Franz de Paula Gaheis, der das Ding in seinem
Buch „Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien“ im Jahre 1801 so
beschrieben hat:
„Von
hier kamen wir an einen großen Teich, über welchen eine chinesische Brücke
führt. Die Mitte der Brücke formirt einen kleinen offenen Sahl, von welchem die
Aussicht über einen Teich und auf den am jenseitigen Ufer errichteten sehr
niedlichen Ruhesitz geht. Wenn bey der Anwesenheit des höchsten Hofes das in
Gestalt eines Fisches schön geschnitzte und herrlich bemahlte Lustschiff
zugegen ist, so hat dieser See viele Ähnlichkeit mit jenem in den Gärten des
chinesischen Kaisers zu Si-Hol, wie er nämlich in der Beschreibung der
Gesandschaftsreise des Grafen Macartney geschildert wird. Vom Gebäude der
Brücke ragen
Stangen
empor, welche oben mit farbigen Gläsern behängt sind, die, wenn sie von
Menschen oder durch den Wind bewegt werden, ein wohltönendes Glockenspiel
erregen. In der oberen Einfassung sind chinesische Inschriften. Das Ganze,
abermahls ein Werk des Herrn von Hochenberg, eines Künstlers im wahren Sinne
des Wortes, thut eine Wirkung, die über alle Beschreibung geht. Die
Tischlerarbeit ist von dem Herrn Hoftischler Hanold, und verdient, wie die
übrigen Arbeiten dieses geschickten Mannes, besonders bemerkt zu werden.”
Die auf der Zeichnung von Laurenz Janscha
noch rund um den Teich ersichtlichen Dämme wurden 1803 abgegraben, der Teich
wesentlich vergrößert und zugleich der Ablaufbach angelegt. (HHStA, HAL 19, fol. 9-11, 7. August 1803, Ludwig de
Traux)
1821 waren der Chinesische Pavillon und die Brücke laut
Bericht der „Laxenburger Schloß- Bau- und Gartendirektion“ bereits stark
demoliert. In dem Bericht ist zu lesen: „… Die chinesische Brücke und das
Lusthaus belangend, wovon erstere bereits ganz vermodert war und daher heuer
abgetragen werden mußte, das Hauptgestell der Letzteren aber, bis auf dessen
äußere Bestandtheile und chinesischen Verzierungen, welche ebenfalls ganz dahin
sind, doch noch in einem solchen Zustande ist, daß es noch durch mehrere Jahre
ausdauern kann, ….“
Im Oktober 1822 wurde das Objekt in vereinfachter Form
erneuert. Das dürfte dann auch einige Zeit Bestand gehabt haben, denn F.C.
Weidmann schreibt 1853 in seinem Büchlein „Die
Umgebungen Wien´s historisch – malerisch geschildert“:
„Jetzt ist das ganze umgestaltet.
Ein geschmackvoller Aufgang führt von zwei Seiten in den sechseckigen,
einfachen, aber in edlem Style hergestellten Pavillon. Er spiegelt sich in den
hellen Gewässer eines klaren Teiches, mit Goldfischen und Karpfen von
bedeutender Größe belebt.“
Heute (2016) sind lediglich die beiden gemauerten, durch
Wettereinflüsse nahezu zerstörten Auflagen der ehemaligen Brücke, sowie der
steinerne Sockel erhalten, auf dem einst der schlichte sechseckige, nicht mehr
„chinesische“ Pavillon“ gestanden hat.
Sein Wasser bezieht der ‚Goldfischteich‘ aus dem
Forstmeisterkanal, wo beim damals dort befindlichen „Fischerdörfl“
nicht nur ein künstlicher Wasserfall, sondern eben auch ein Bächlein zur
Versorgung des Goldfischteichs mit Wasser angelegt wurde. Wie oben schon
erwähnt wurde 1803 auch der Abflußbach angelegt, der sich eine weite Strecke
durch den Park schlängelt, vorbei am „Haus
der Laune“, um hinter der „Rittergruft“
in die „Schwechat“ einzumünden.
Vom Mai bis November 1873 fand im Wiener Prater die fünfte Weltausstellung
statt, für die u. a. eigens die berühmte ‚Rotunde‘ errichtet wurde, die am 17.
September 1937 einem Brand zum Opfer fiel. Mit dieser Weltausstellung sollte
der Welt Glanz und Macht der Österreich – ungarischen Monarchie vor Augen geführt
werden. Die Ausstellung wurde von ungefähr 7 Millionen Menschen besucht,
darunter die prominentesten
Persönlichkeiten der damaligen Zeit (der deutsche Kaiser, der Zar von Rußland,
die Könige von Belgien, Italien und Schweden u. a.). Aufgrund des Börsenkrachs
vom 9. 5. 1873 (der sogenannte „Gründerkrach“) und einer gleichzeitig
auftretenden Choleraepidemie erreichte sie allerdings nicht den erwarteten
Erfolg und hinterließ neben großen menschlichen Leid auch ein erhebliches finanzielles
Defizit.
Für Laxenburg „hinterließ“ sie allerdings ein nettes kleines
Holzhäuschen. 1873 kaufte Kaiser Franz Josef von der Wiener Weltausstellung den
sogenannten „Schwedischen Pavillon“. Der Kaiser ließ ihn abbauen und 1874 im
Schloßpark, am Rande des Goldfischteiches wieder aufstellten. Dieser Pavillon,
mitunter auch als „Norwegischer Pavillon“ bezeichnet, bestand bis 1945.
Quelle: "Laxenburg, Juwel vor den Toren Wiens", Der "Schwedische Pavillon" in Laxenburg um 1900, Gemeinde Laxenburg, Seite 228. Foto H. Suck |
Dr. Weber (mit Gattin?) auf dem Sockel im Goldfischteich, vor dem "Schwedischen Pavillon" |
Das obige Bild hat mir Herr Senatsrat Dr. Edwin Weber (mein
leider bereits verstorbener Hausherr) überlassen.
Aber noch einmal z’wegen die Fisch‘:
Über den Fischbestand des „Karpfenteichs“ zu Mitte des 19.
Jahrhunderts schreibt Gerhard Dützele von Coeckelberghe („Das k.k. Lustschloß Laxenburg“, 1846):
„… Wer den Karpfenteich besucht und
Brotstücke hineingeworfen hat, wird alsbald die ungeheuer großen, dicken,
schwerfälligen Karpfen bemerkt haben, die allmälig zum Vorschein kommen, diese
Fische lassen schon ihrem Äußeren nach, durch ihre Körperfülle und die Trägheit
ihrer Bewegungen auf ein hohes Alter
schließen. Und so verhält es sich auch; denn es sollen noch Thiere darin leben,
die unter Maria Theresia dahin versetzt wurden. …“
Jetzt setz ich mich auf das Bankerl unter der riesigen
Blutbuche und warte darauf, daß sich einer dieser dicken schwerfälligen Karpfen
zeigen möge, der schon unter Maria Theresia dahin(ein) versetzt wurde …. J
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