… die alte Meierei
Taubenschlag im Schloßpark Laxenburg |
Dieses eigenartige, heute eher ungewohnte „Ding“, das man
bei der Wanderung zur „Alten Meierei“ in der Ferne, ziemlich am Ende einer großen
Wiese auftauchen sieht, ist der „Taubenschlag“, der rudimentäre Rest der von
der ehemals berühmten und durchaus beliebten „Meierei“ im Schloßpark Laxenburg
verblieben ist.
„Meierei“. O.k. Aber was ist eigentlich eine Meierei? Heute
ist dieser Begriff doch wirklich nicht mehr „üblich“. Mein‘ ich halt einmal. Der
‚Duden‘ meint dazu: Meierei = von einem ‚Meier‘ verwaltetes Gut. Jetzt weiß
ich’s aber. Und ein ‚Meier‘ ist … ? Laut Duden der Verwalter eines Fronhofs.
Und was bitte ist jetzt ein Fronhof?
Ich hab‘ mich nach langer Diskussion (und zusätzlicher Befragung
von Wikipedia) mit mir geeinigt: Eine „Meierei“ ist ein landwirtschaftlicher Betrieb.
Ein Bauernhof könnte man sagen. Und der Meier (aus dem lateinischen: ‚major‘ -
Majordomus) war quasi der Verwalter eines adeligen Gutsherrn. Wie damals der
‚Meier‘ mit Namen geheißen hat weiß ich nicht, der adelige Gutsherr war
jedenfalls Kaiser Franz II.
Aber gewohnt hat er nobel, der Herr Meier. Wie berichtet hat
er die Wohnstube in der unteren Etage des mächtigen, im gotischen Stil erbauten
„Herrenhaus“ bewohnt. Die obere, aus drei Räumen bestehende Etage war für die
hohen und höchsten Herrschaften eingerichtet. Die untenstehende Zeichnung
vermittelt einen Eindruck wie dieses Herrenhaus ausgesehen hat. Links unterhalb
des Bildes hat der Zeichner den Vermerk angebracht: „Nach der Natur
gezeichnet“, und dem Werk hat er den Namen: „Ansicht des Schweizerhauses im
K.K. Lustschloß zu Laxenburg“ gegeben. (Mit dem „Schweizerhaus“ im Wiener
Prater, berühmt für seine ‚Stelzen‘ und das ‚süffige‘ Bier, hat das aber nichts
zu tun J .)
"Meierei" um 1830; photographiert aus: „Laxenburg
in alten Ansichten“, Ing. Herbert Miller & Dr. Elisabeth Springer; Foto H.
Suck
|
Der im Bild dargestellte Bach, fließt heute noch an gleicher
Stelle. Er ist (natürlich hätte ich fast gesagt) künstlich angelegt und
„entspringt“ unweit der „Bootsvermietung“ (Stapelplatz hat man das dazumal
genannt) durch einen „Überlauf“ aus dem Schloßteich. Die „Brücke“ sieht ein
wenig anders aus, aber eine solche ermöglicht es auch heute den Bach zu
überqueren. Noch heute, am 8. Mai 2016 (wo ich diese Zeilen schreibe) hat die
Brücke, eigentlich ein „Steg“, kein Geländer. Aber die kaum mehr als ein
Jahrzehnt dauernde ‚geländerlose‘ Zeit dürfte nun zu Ende gehen. Seit zwei, mag
sein drei Wochen sind zumindest die „Fundamente“ für ein zu entstehendes
Geländer betoniert.
Alle in der Zeichnung dargestellten Gebäude sind
verschwunden. Lediglich der „Taubenschlag“, man sieht seine drei ‚Türmchen‘
etwas links neben den die Brücke querenden Heuwagen, ist (zum großen Teil)
heute noch erhalten.
Erbaut wurde die „Meierei“ unter Kaiser Franz II./I. um die
Jahrhundertwende (1798 - 1804). Ein wenig abseits, auf einen künstlich
angelegten Hügel, in dem auch der Keller des Gebäudes untergebracht ist, stand
das „Herrenhaus“. Einige Ställe, ein Wirtschaftsgebäude und natürlich der
Taubenschlag, bildeten das Zentrum der Anlage.
Wie alle Staffagebauten im Schloßpark war auch die Meierei
lediglich ein Schauobjekt und keinesfalls als Wirtschaftshof zur Versorgung der
hohen Herrschaften gedacht. Dennoch wurden hier Tiere gehalten und versorgt. Das
Vieh mußte natürlich gemolken, gefüttert, versorgt werden und man kann mit
ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, daß auch Molkereiprodukte erzeugt wurden.
Reichlich Vieh und anderes ‚Getier‘ hat sich auf diesen
kleinen ländlichen Betrieb herumgetrieben. Géza Hajós zitiert in der sowohl
beim Parkeingang, als auch im Museumsshop in der Franzensburg erhältlichen Broschüre:
„Der Schloßpark Laxenburg, ein Wegweiser
durch Geschichte und Gegenwart“ den Tierbestand aus einer Beschreibung von
1823:
„Ein Stier, sieben Kühe, vier
einjährige Zuchtkälber, 51 arabische Ziegen, ein Storch (!), acht Pfauen, zehn
„Bisamenten“, zehn Perlhühner, fünf Puten („Indiane“), vier Gänse, vier
einheimische Enten, 42 „welsche Hühner“ und 50 Tauben.“
Für Besucher des Parks diente die Meierei lange Zeit als
Raststation. Hier konnten sie nach anstrengender Wanderung ausruhen und sich
laben. F.C. Weidmann schrieb dazu
1827: „ ...
Hier in der Meierey kann man auch das Vesperbrot bestellen, wenn man des
Nachmittags kommt, und wird auf das beste bedient. …“
Aber auch die
kaiserliche Familie soll dort gelegentlich eingekehrt sein. Natürlich standen
für die hohen Herrschaften eigene Kaffeekannen und -Tassen, sowie Tisch- und
„Mundtücher“ (Servietten, aus Damast natürlich) bereit.
In dem heute dicht bewachsenen Hügel, auf dem einst das
Herrenhaus gestanden hat, befand sich auch der Keller des Hauses. Dieser soll
in den letzten (inzwischen auch schon vielen) Jahren saniert und wieder
abgedeckt worden sein. Ob hier vielleicht, in wer weiß wieviel Jahren
(Jahrzehnten), eine neue Meierei entsteht? Oder auch ein Streichelzoo? Das „Herrenhaus“ der ehemaligen Meierei war
jedenfalls kein einfaches Bauerhaus wie die ausführliche Beschreibung von Franz
Carl Weidmann beweist:
Meierhof in Laxenburg, Zeichnung; Kultur und Museumsverein Laxenburg; Foto H.Suck |
„... im
altschweizerischen Style erbaut. Die Wirthschaftsgebäude umgeben das Wohnhaus.
Im Erdgeschoße des letzteren ist die Meierwohnung; im oberen Stockwerke
befinden sich ein Herrenzimmer, ein Saal mit Kabineten rechts und links. Auch
hier ist, wie in der Franzensburg, alles im Style des Mittelalters decoriert.
Die Baisserie der Thüren und der prächtige Holzplafond sind aus dem Schlosse
Mühlgrub hierher gebracht, und datiren aus dem XVI. Jahrhunderte. In Mitte des
Saales steht ein Tisch mit einem Aufsatz-Kästchen, aus dem Schlosse Ambras; das
Kästchen enthält 210 Abtheilungen. Unter dem Tische ist die Heizung. In diesem
Kabinete steht auch ein drei hundert Jahre alter Kasten. In dem anderen
Kabinete wollen wir zuvörderst die Fenster betrachten. Es zeigt sich in jedem
derselben das Wapen des Kaisers, und ringsherum, in Medaillons, Portaite der
Habsburger: ...“
Es folgt eine bis
ins Detail gehende Beschreibung aller fünf Glasfenster, mit der ich hier aber
nicht langweilen möchte. Weidmann setzt dann fort:
„...
Diese Bilderchronik des regierenden Hauses ist höchst anziehend, und auch in
der Ausführung gelungen. Die Zeichnung ist trefflich. Außerdem befinden sich in
diesem Kabinete noch drei interessante, große, auf Leder gemalte Darstellungen
der Schlacht von Pavia, des Einzugs Carls V. in Bologna, und der Schlacht auf
der Lohauerheide bei Wittenberg. Die Gemälde entstammen dem XVI. Jahrhunderte,
und wurden von dem damaligen Landmarschall Joseph Grafen von Dietrichstein nach
Lachsenburg geschenkt. An Plafond und Wänden des zweiten Kabinets erblickt man
allegorische Darstellungen der Monate und Jahreszeiten. Sie datiren aus dem
XVII. Jahrhunderte, und kamen aus dem Stifte Kremsmünster hierher. Ferner ist noch
in den Kabineten merkwürdig ein 400 Jahre alter Kasten aus dem Salzkammergut
Gmunden; ein Tisch mit eingelegten Zierathen, und zwei Standleuchtern aus
Heiligenkreuz; die schönen, altdeutschen Stühle, der Plafond aus dem Schlosse
Greilenstein u.s.w. Die Wirthschaftsgebäude, welche die Meierei umgeben, sind
groß und schön. In der Mitte des freien Raumes erhebt sich der Taubenschlag. Rechts und links stehen die Kuhställe.“
Das Herrenhaus, selbst die Räume für das Herrscherhaus in der obere
Etage, konnte mit einem Führer besichtigt werden.
Mit der Zeit wurde
auch Alkohol in der Meierei ausgeschenkt und schließlich wurde verfügt, daß ab
1843 dort nur mehr die Hofleute und ausschließlich Kaffee und Milch trinken
durften. Gehalten hat sich der Wirt natürlich nicht an diese Anordnung, was
letztendlich dazu führte, daß 1852 ein neuer Kaffeeschank beim großen
Wasserfall (in der Nähe vom Turnierplatz) errichtet wurde.
In der Chronik (1897 – 1949) der Freiwilligen Feuerwehr
Laxenburg kann man für das Jahr 1945 lesen: „Das Uhlefelderhaus brannte am 6.
Juni um 9 Uhr vollständig aus, die Meierei im Park gleichfalls im Juni 1945.“ Ein weiterer Eintrag, die Meierei betreffend,
findet sich im Jahr 1966 (Chronik 1950 – 1979): „Um 16.45 wurde die
Feuerwehr zu einem Brandeinsatz im Schloßpark Laxenburg gerufen. Brandobjekt
war der historische Taubenkobel, der letzte Teil der ehemaligen Meierei.“
Leider weiß ich nicht, wann die untenstehende Postkarte entstanden
ist. Ein Datum war leider nicht verfügbar.
Die Ansicht zeigt zwei
Wirtschaftsgebäude und den Taubenschlag. Zwischen den drei Steinsäulen des
Taubenschlags ist noch die Hundehütte erkennbar, die dem Brand im Jahre 1966
zum Opfer gefallen ist.
"Meierei"; Postkarte |
Meierei um 1810; photographiert aus Géza Hajós: „Der malerische Landschaftspark in Laxenburg bei Wien“; Foto H.Suck |
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